Verzeichnung entsteht dadurch, dass unterschiedliche Zonen einer sphärischen Linse verschiedene Vergrößerungen und Brennweiten liefern. Als Folge davon kann die transversale Vergrößerung (quer zur Lichtausbreitung) vom außeraxialen Abstand eines Bildes abhängen, sprich von von der Entfernung eines Objektbildpunktes zum Bildmittelpunkt, also der Bildhöhe. Das Bild selbst ist scharf, aber deformiert. Will man dies vermeiden, muß die Linsenoberfläche asphärisch gemacht werden, was bei Ferngläsern unnötig teuer wird, denn eine gewisse Verzeichnung wirkt dem Globuseffekt entgegen. Verzeichnung hat mit Bildfeldwölbung nichts zu tun. Die Bildfeldwölbung ist eher mit dem Astigmatismus verwandt.
Um anschaulich zu machen, wie es zur Bildfeldwölbung kommt, stellen Sie sich eine einfache Sammellinse vor, die seitlich betrachtet eine links von ihr liegende Kugelschale zu einem rechts von ihr liegenden umgekehrt gekrümmten Bild dieser Kugelschale formt, so dass die beiden Kugelschalen die Sammellinse sozusagen einhüllen. Was passiert, wenn man das Objekt, also die linke Kugelschale allmählich abzuflachen beginnt? Dann flacht sich das rechte Bild der (umgekehrt gekrümmten) Kugelschale NICHT etwa auch ab, sondern im Gegenteil, das Bild der Kugelschale krümmt sich weiter einwärts! Dies muss geschehen, weil die Bildpunkte über die Linse mit den Objektpunkten auf ihrer anderen Seite sozusagen "verbunden" sind. Die Linse ist symmetrisch gekrümmt und erzeugt demzufolge rechts nicht nur einen gekrümmten "Bildraum" sondern sie sieht links einen ebenso gekümmten "Objektraum". Wenn Sie also die linke Objektkugelschale soweit abflachen, dass Sie schließlich ein ebenes Objekt vor sich haben, dann wird das Bild dieses flachen Objektes von einer Sammellinse immer zur Linse hin konkav gekrümmt erscheinen. Diese Krümmung hat nichts mit einer zonal sich ändernden Brennweite oder Vergrößerung zu tun, auch wenn sie natürlich mit zunehmender Bildhöhe stärker sichtbar wird.
Zerstreuungslinsen verhalten sich beim Krümmen genau umgekehrt (d.h. sie erzeugen konvexe Bildwölbung), weshalb man die petzvalsche Bildfeldwölbung einer Sammellinse mit einer zusätzlichen negativen (zerstreuenden) Bildfeldebnungslinse aufheben kann. Alternativ kann man sich darauf beschränken, nur achsnahe Gebiete der bildgebenden Linsen zu verwenden, den Bereich, in dem die Bildfeldwölbung minimal bis unsichtbar ist. Wünscht man zusätzlich große Sehwinkel, nimmt also achsferneres Licht mit, statt es auszublenden, steigt zwangsläufig auch die Bildfeldwölbung und damit die von ihr verursachte Randunschärfe (sowie die anderen Abbildungsfehler insgesamt, die von den Linsenrandbereichen hervorgerufen werden). Eine Korrektur der Randunschärfe bei großen Sehfeldern bedeutet deshalb immer höheres Gewicht (und/oder höheres Volumen, wenn man statt zusätzlicher Korrekturlinsen einfach insgesamt größere Linsendurchmesser einsetzt).
Da jedes zusätzliche Linsenelement Gewichtserhöhung und Transmissions- und Kontrastverlust bedeutet, versucht man, bei der Konstruktion möglichst effektiv zu bleiben und mit wenig Elementen auszukommen. Wenn man eine Optik zum direkten Beobachten haben möchte, stört eine gewisse Bildfeldwölbung nicht, da sie das Auge "wegakkommodieren" kann. Lässt die Akkommodationsfähigkeit beim Älterwerden nach, ruft die Bildfeldwölbung Randunschärfe und hier im Forum kontroverse Beiträge hervor, die sich abhängig von Alter, Einblick, Einsicht und Einkommen bis hin zur Empörung steigern können.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.06.08 16:30.