Es gibt zwei relativ einfache Möglichkeiten zur Überprüfung:
1. Montieren Sie das Spektiv auf ein Stativ. Schneiden Sie aus durchscheinendem Papier (z.B. Zeichenpapier, Butterbrotpapier) ein etwa 10 cm x 10 cm großes Stück zu und kleben Sie es mit Tesa, Scotch oder ähnlichem Klebeband vorn auf den Objektivtubus direkt vor die Objektivöffnung; das Papier soll „parallel” zur vorderen Linsenfläche an der Tubusfront anliegen. Dann suchen Sie eine Tisch- oder Stehlampe in Ihrem Haushalt, deren Schirm Sie abnehmen oder so schwenken können, daß die matte Glühbirne von einer Seite frei zugänglich ist (wenn Sie eine klare Glühbirne drin haben, tauschen Sie sie vorübergehend gegen eine matte aus). Dann stellen Sie das Stativ mit dem Spektiv so davor auf, daß die letzte Okularlinse der Lampe zugewandt ist und einen Abstand von ca. 1 cm bis max. 2 cm von der Glühbirne hat (eine umstülpbare Augenmuschen umstülpen, Dreh- oder Schiebeaugenmuschel einschieben, damit die Glühbirne nahe genug am Okular ist).
Wenn Sie nun die Lampe einschalten, wird Licht durch das Okular, das Prismenumkehrsystem und das Objektiv von hinten auf das durchscheinende Papier vor dem Objektiv projiziert. Lassen Sie die Lampe nicht unnötig lang brennen, da sie sehr heiß werden kann (Berührung mit der Okular-Augenmuscher vermeiden!). Sie sehen, wenn das Papier nahe genug am Objektiv ist (also eine eventuelle ausziehbare Streulichtblende NICHT herausziehen!) eine scharf begrenzte leuchtende Kreisscheibe genau in der Größe der Eintrittspupille, und zwar im Falle interner Blenden unter Berücksichtigung der von diesen oder auch von den Prismen verursachten Vignettierung.
Messen Sie den Durchmesser der leuchtenden Scheibe, und Sie haben den effektiven Öffnungsdurchmesser Ihres Spektivs. Sollte keine runde Scheibe zu sehen sein, sondern eine auf einer oder auf zwei Seiten oder gar quadratisch auf vier Seiten angeschnittene Scheibe, dann liegt eine Vignettierung durch das Prismensystem vor. Ist die Scheibe kleiner als vom Hersteller angegeben, dann ist entweder bereits das Objektiv im Durchmesser kleiner, als es sein müßte, oder interne Blenden schneiden etwas ab. Da Sie diesen Versuch bei Bedarf auch bei Ihrem Händler vorführen können, wenn dieser eine geeignete Lampe hat oder Sie eine helle Taschenlampe* zu diesem Zweck mitnehmen, können Sie nicht in Beweisnot geraten. Sollte der Händler behaupten, daß diese Methode nicht korrekt sei, dann teilen Sie mir seinen Namen und seine Telefonnummer mit, damit ich ihm Nachhilfestunden geben kann.
* Falls die Taschenlampe eine sehr punktfömige Birne oder gar Leuchtdiode hat, kleben Sie ein Stückchen durchscheinendes Papier auch vor den Taschenlampenreflektor, um eine flächige Leuchte zu haben (die leuchtende Fläche muß mindestens so groß wie oder besser etwas größer als die Austrittspupille des Spektivs sein, damit die Messung genau ist).
2. Die zweite Methode ist eine indirekte Methode über die Messung des Austrittspupillendurchmessers, der mit der Vergrößerung zu multiplizieren ist. Da die Austrittspupille aber sehr klein und daher ohne spezielle Hilfsmittel nicht so genau meßbar ist und weil eventuell auch die angegebene Vergrößerung nicht korrekt ist, würde ich lieber die obengenannte erste Methode anwenden.
Walter E. Schön