Erfahrungen Leica Duovid 8+12x42
Seit 3 Monaten führe ich dieses Glas von Leica. Liebäugelt habe ich zuvor mit einem bildstabilisierten Fernglas von Canon, dem 10x42 L IS WP – diese Idee habe ich jedoch nach intensiver Recherche zugunsten einer soliden Mechanik und einer Garantie auf Lebenszeit aufgegeben.
Ein Alleinstellungsmerkmal sollte das neue Fernglas schon besitzen – das ist die Möglichkeit der Vergrößerungs-Umstellung. Ich komme hauptsächlich aus dem Anwendungsbereich der Astronomie und bin die Kaliber Fujinon FMT-SX 7x50 und 10x50 gewohnt. Dagegen ist dieses Leica graziös und ein Leichtgewicht. Bzgl. der Ergonomie der Fujinons hatte ich bis zu dem Zeitpunkt der Nutzung des Leicas keine Einwände. Jedoch wurde ich in diesem Punkt eines Besseren belehrt. Vorsicht ! Die Ergonomie der Leica-Gummiaugenmuscheln am Auge verleidet einem die Nutzung beispielsweise der Fujinons, auch dann, wenn diese mit den weit ergonomischeren drehbaren Gummiaugenmuscheln von Fujinon, welche bündig die jeweilige Augepartie seitlich Links bzw. Rechts abschließen, nachgerüstet sind.
Einen Wehrmutstropfen gab es beim Leica. Es gibt keine passenden Schutzdeckel für die Objektive. Selbst ein Anruf beim Hersteller, mit der Fragestellung der Nachrüstung, konnte hier keine Abhilfe schaffen. Diese Antwort sollte mich nicht abschrecken. In einer befreundeten Dreherei wurde eine Alu-Form in Auftrag gegeben und die passenden Objektivdeckel wurden dann mit RTV-Silikon der Firma Wacker darin passgenau gegossen. Diese Silikonschutzkappen sitzen, passen und sind zusätzlich eine sehr gute Auflagefläche auch beim Aufstellen des Glases auf dem Boden im Gelände. Kurz gesagt, praktische Schockabsorber und Staubschützer an jedem Objektivende mit der Shorehärte 27.
Sowohl am Himmel (z.B. in den klaren November-Nächten am Kometen Holmes oder am Mond) als auch am Tage konnte ich die Möglichkeiten der variablen Vergrößerung testen. Technisch ist das Glas eine sehr gut durchdachte Lösung. Tagsüber kann ich mit dem Glas sogar eine Zwischenvergrößerung bei ca. 10-fach optisch korrekt einstellen. Es ist schon ein Genuss, z.B. Details am Freiburger Münster (Wasserspeier etc.) mit umschaltbarer Vergrößerung zu beobachten. Auch bei Spaziergängen in der freien Natur, dem Beobachten von Wild oder Vögeln, hat dieses kleine und leichtgewichtige Glas seine Einsatzgebiete bei mir gefunden. Die präzise Einhandfokussierung ist besonders bei beweglichen Objekten eine große Erleichterung. Das Leica spielt mechanisch und optisch in einer ganz anderen Liga, als solche Ferngläser, welche etwa die Hälfte davon kosten. Das Glas bietet die einzigartige Möglichkeit der Vergrößerungsumstellung. Eine Beobachtung mit 8-facher Vergrößerung ist für mich für längere Zeit einfacher ruhig zu halten, als eine 12-fache Vergrößerung. Und so habe ich in der Regel zu 70% den kleineren Vergrößerungsfaktor eingestellt.
Der neudeutsche Ausdruck: grab and go Instrument passt am Besten zu diesem mir sehr lieb gewonnen Glas. Ich führe es in der Natur meist an meiner Seite, denn es ist das Glas welches mir den genussvollsten Photonendruck parallel in meinen Augen erzeugt und somit am häufigsten zum Einsatz gelangt.
Dr. Paul Deister