A. Mackenbrock schrieb:
-------------------------------------------------------
> Frage: Wie sehen in Ihrem Diascope die Abbildungen
> heller Sterne aus?
> Sind diese bei guten Bedingungen im Fokus wirklich
> "nadelscharf"?
> Ich meine sehr helle Sterne wie Wega, Capella oder
> Sirius, insbesondere im Vergleich zu weniger
> hellen Sternen.
>
> Wie sieht bei Ihnen das intrafokale und
> extrafokale Beugungsbild solcher Sterne aus?
>
> Bei meinem Zeiss Diascope mit 20-60 Vario sind die
> intra- und extrafokalen Beugungsbilder eines
> Sterns voellig verschieden voneinander, nur in
> einer Richtung erkenne ich ueberhaupt (zappelnde)
> Beugungsringe um einer kleinen Scheibe herum.
Das sind ja ganz viele Fragen ;-).
1) Scharfstellen (haben Sie nicht nachgefragt, gehört aber hierher): Bei der Tagbeobachtung einfach, "am Stern" aber durchaus schwierig, weil ein Manfrotto 144B-Stativ mit 128RC-Kopf eben doch keine stabile astronomische Montierung ist. Und die Wackelei stört, wenn man den Fokus absolut treffen will. Bei der Tagbeobachtung hat man immer auch Tiefe im Bild, ist meist diesseits von Unendlich, fokussiert mit den Augen nach. Die Feinfokussierung erscheint des nachts so grob, wie die Grobfokussierung bei der Tagbeobachtung! Erlauben Sie hierzu einen Exkurs: Man kann z.B. mit den Micro-Nikkor-Objektiven und engbandigem H-alpha-Filter selbst helle Sterne (8. Größe beim 105/2.8 und voller Blende) so genau fokussieren, dass man mit der SBIG-ST7E "viereckige" Sterne erhält, das Licht also fast komplett auf ein Pixel mit 9 Mikrometer Kantenlänge gebündelt bekommt. Das Problem dabei ist aber, dass Sie kaum imstande sind, den Fokussierring derart fein zu bewegen. Am C11 habe ich deshalb in Form einer großen Wäscheklammer einen langen Hebel auf dem Fokusknopf angebracht, den ich so lange in feinen Schitten bewege, bis tatsächlich der Fokus erreicht ist, Maximalwertmethode bei 2fach-binning, Drehsinn derart, dass man den Spiegel vor sich herschiebt. Am Diascope wünsche ich mir nachts zuweilen die Wäscheklammer, aber es geht auch ohne.
2) Wenn endlich scharf gestellt ist, sind dunkle Sterne feine, nadelscharfe Punkte, helle Sterne wirken geringfügig ausgedehnt. Aber das kann eine Täuschung sein. Eine fokale Beugungsfigur - etwa als Ring um den Sternpunkt herum, habe ich nicht gesehen (irgendwer schon?).
3) Je besser das Gerät auf die Umgebungstemperatur abgekühlt ist (ca. 20min), um so schärfer sind die Sterne. Castor wird bei 60x sauber getrennt (ca. 3 Bogensekunden), dunklere Doppelsterne dürfen auch näher beieinander stehen. Cassiniteilung ist sichtbar, eng bei Jupiter stehende Monde (Vorbeigang) sind leicht differenzierbar (hab das nicht systematisch betrieben, also ab welchem Abstand erkenbar etc.).
4) Intra- und extrafokales Bild eines hellen Sternes sind ähnlich verwaschen, wenn das Gerät noch 20 Grad warm ist, die Umgebung aber unter Null. Man bekommt zwar auch mit einem schlecht ausgekühlten eine einigermaßen scharfe Sternabbildung hin, doch Castor ist so noch nicht zu trennen.
5) Intra- und extrafokales Bild sind bei meinem Gerät so wie Sie es beschrieben haben (das hat mit dem riesigen Glaskörper im Strahlengang zu tun). Wesentlich ist, dass beide Figuren (insbesondere dann, wenn sie mitten im Gesichtsfeld stehen) exakt kreisrund sind. Die Figur mit den Ringen zeigt dann einen zentralen Punkt, der von vielen konzentrischen Ringen umgeben ist. Über die Helligkeit dieser Ringe zueinander oder im Verhältnis zum Zentrum kann ich auf die Schnelle nichts sagen.
6) Man kann mit einem Laserpointer und einer mind. 10m entfernt montierten Weihnachtsbaumkugel als Reflektor einen künstlichen Stern erzeugen. Ein oberflächenbedampfter, erhabener Spiegel ist optisch besser, alternativ eine Linsenoberfläche, z.B. Brillenglas, als Reflektor verwenden. Alternativ zum Laserpointer gehts auch mit einer Kaltlichtfaserlampe, deren Lichtbündel hell und eng ist.
Man kann noch eine Menge mehr am Stern sehen. Sicher gibt es irgendwo eine Zusammenstellung.
Jetzt muss ich auch noch was fragen: Im Gegensatz zum Amiciprisma am Refraktor sieht man im Diascope keinen "Strich" durch eine Glaskante. Warum? Bleibt das so?
\
njs