Die kissenförmige Verzeichnung wurde mit dem Globuseffekt natürlich nicht erst erfunden - es gab sie schon immer in einzelnen Modellen. Nur galt sie vor 1950 noch als Makel, danach wurde ein Feature daraus :-)
Das 8x30 Deltrintem wurde 1949 neu gerechnet und hatte seitdem diese starke kissenförmige Verzeichnung. Der objektive Sehwinkel blieb dabei unverändert, aber der scheinbare Sehwinkel nahm aufgrund der Verzeichnung natürlich zu.
Für den Verkäufer ist es in der Tat ein Problem, die Verzeichnung als etwas Positives anzupreisen. Nun wissen wir heute, dass diese starke Verzeichnung, in der Nähe der Winkelbedingung, die man seit 1950 oft verwendete, gar nicht nötig wäre, um den Globuseffekt für praktisch alle Beobachter zu eliminieren. Eine etwa halb so starke Verzeichnung würde dazu völlig ausreichen. Zudem würde ich auch nicht empfehlen, grundsätzlich jedes Fernglas zu verzeichnen. Bei Übersichtsgläsern mit niedrigen Vergrößerungen, die man üblicherweise zum systematischen Absuchen von Gelände einsetzt, oder die bei der Beobachtung von Sportereignissen oft geschwenkt werden, ist eine solche Verzeichnung von Nutzen, in der Astronomie schadet sie auch nicht. In vielen anderen Fällen jedoch kommt man mit Geräten, die nahezu ohne Verzeichnung sind, sehr gut klar. Der normale Birder, der seine Ziele meist statisch betrachtet, braucht dazu keine Verzeichnung.
Viele Grüße,
Holger