Da es mein "Wunschglas", ein Zeiss 8x32 Sf oder ein Leica 8x32 Noctivid, noch nicht gibt (und beide Gläser wohl noch etwas auf sich warten lassen werden) und ich nach meiner Tour in Skandinavien das dringende Bedürfnis hatte, mir ein 8x32 zuzulegen - mein altes Leica 8x32 BA hat meine Partnerin auf diesen Touren für sich mit Beschlag belegt - habe ich mich nach einer Alternative umgeschaut. Das Leica Ultravid HD Plus und das Zeiss FL waren mir als "Zwischenlösungen" zu teuer, das Trinovid 8x32 und das Conquest 8x32 HD wollte ich aus unterschiedlichen Gründen nicht.
Als ich dann ein unverschämt günstiges Angebot für ein fabrikneues Nikon HG-L 8x32 mit voller Garantie bekam, habe ich mir das als Zwischenlösung zugelegt. Im schlimmsten Fall bleibt das Glas dann im Auto, oder ich reiche es in der Familie weiter.
Einige hier werden diese Gläser kennen: Die HG-Serie kam bereits 2004 auf den Markt. Die Gläser wurden später einmal überarbeitet (von "HG" zu "HG-L", Umstellung auf bleifreie Gläser, dabei wurden die Gläser deutlich leichter). Die Gläser waren damals der Versuch von Nikon, in die Phalanx der europäischen Hersteller einzubrechen, mit sehr hoch korrigierten, robusten Dachgläsern. Optisch waren die Gläser damals zweifellos in der Topklasse, die 42er litten jedoch mit ihrem für damalige Verhältnisse sehr randscharfen Gesichtsfeldern unter dem Globuseffekt, die 32er aber nicht. Außerdem waren die Gläser, speziell die 42er, etwas zu schwer. Heute sind die Gläser aus der Produktion, Reste sind noch 8im Handel und werden z.T. weit, weit unter dem damaligen Preis verkauft.
Was den Gläsern fehlte, waren HD-Gläser, d.h. für CA empfindliche Beobachter konnten leichte Farbränder sehen, speziell am Rande des Gesichtsfeldes. Ich bin für CA nicht sehr empfindlich, das sollte also kein Probem sein.
Erster Eindruck: Ein sehr robust wirkendes Glas, mit knapp unter 700 gr. nackt für ein 8x32 schwer, aber noch gerade so unter meiner selbst gesetzten Grenze von 700 gr. Mit Originalriemen und Okularschutzdeckel wiegt es ziemlich genau 736 gr. Dicke, sehr griffige Armierung, die Objektivlinsen liegen gut geschützt recht weit zurück. Die Augenmuscheln sind sauber verstellbar, rasten gut ein, ohne Ruckeln etc. Hervorragende Verabeitungsqualität, praktisch nichts, worüber ich meckern könnte - da merkt man, wie sehr Nikon damals versucht hat, den europäischen Herstellern Paroli zu bieten. Man merkt das übrigens auch an der qualitativ hochwertigen Ledertasche.
Die Fokussierung ist das Beste, was ich bisher in der Hand hatte - sehr präzise, weich, dennoch mit etwas Widerstand, also nicht zu "locker", absolut kein Spiel. Die Fokussierung beim 8x32 ist sehr schnell, bei der Qualität der Fokussierung dürfte das aber kein Problem sein, obwohl ich "eigentlich langsame" Fokussierungen bevorzuge.
Optisch mit dem für Nikon typischen etwas warmen Bild, das der bei Allbinos publizierten Transmissionskurve (http://www.allbinos.com/187-binoculars_review-Nikon_HG_L_8x32_DCF.html) entspricht - Blau wird offenbar nicht so gut übertragen. Das mag der Silberverspiegelung der Prismen geschuldet sein, die auch dafür verantwortlich sein dürfte, dass das Bild dunkler wikt als bei Konkurrenzprodukten mit dieelektrischer Verspiegelung. Sehr satter Kontrast, hoher Mikrokontrast.
Weitere Einzelheiten in den nächsten Wochen, wenn ich etwas mehr Erfahrung mit dem Glas habe. Mein erster Eindruck ist jedenfalls positiv. Mal sehen, wie sich das Glas im Feld bewährt, wenn es nicht in Strömen regnet ...
Falls jemand mal einen sehr persönlichen Review des 8x32 lesen möchte, allerdings noch der ersten Version des Glases, Roger Vine von Scopereviews hat das Glas auch mal besprochen: [
www.scopeviews.co.uk].
