Erfahrungen habe ich mit den Kombinationen Nikon D7100 (APS-C Sensor) mit Nikon 80-400 f/4,5-5,6 (aktuelle Version) sowie Sigma 150-600mm f/5-6,3 (Sports), dann Olympus OM-D E-M5II mit Olympus 300mm f/4 und Telekonverter 1,4-fach MC14. Digiscoping habe ich mit Swarovski ATS-80 HD und Sony RX-100II ausprobiert. Haupt-Einsatzzweck ist bei mir die Vogelfotografie bei der Beobachtung im Feld.
Das Digiscoping habe ich gleich wieder aufgegeben. Das ist mir zu langsam und zu umständlich und mich überraschen immer wieder die guten Ergebnisse, die andere damit erzielen. Die hohe Vergrößerung ist toll, bedingt aber auch einen sehr stabilen Unterbau und einen Fernauslöser um scharfe Fotos zu erhalten. Bei der Vogelfotografie ist die Brennweite ja eigentlich immer zu kurz. Am APS-C Sensor sind 400mm Brennweite noch zu wenig, bei 600mm und etwas Beschnitt der Fotos ist es ok. Umgerechnet auf das Kleinbild-Format sollten es 800mm Brennweite mindestens sein.
Leider gibt es von keinem Hersteller Teleobjektive, die speziell für den kleineren Bildkreis des APS-C Formats konstruiert sind. Solche Objektive könnten kleiner und leichter sein, als die Objektive für das Kleinbild-Format. Damit kann ein wichtiger Vorteil des APS-C Formats bei der Fotografie mit langen Brennweiten nicht genutzt werden.
Eine gute Abdichtung gegen Staub und Witterungseinflüsse ist wirklich wichtig. Die Nikon D7100 hat einige Dichtungen, die Nikon auch beworben hat, aber ausgerechnet der Sucher ist am Einblick nicht gedichtet. Dadurch dringen Staub und Flüssigkeit dort leicht ein. Die Optik im Sucher ist zwar recht einfach aus ein paar Kunststofflinsen aufgebaut, ein Austausch kostet aber etwa 60-80 €. Eine Reinigung ist nicht so einfach möglich, denn die Kamera muss recht weitgehend zerlegt werden, um an den Sucher heranzukommen. Das ist ein echter Schwachpunkt der D7100 und ich vermute, der Nachfolger D7200 und die Serien 5xxx und 3xxx sind ähnlich konstruiert.
Eine Möglichkeit zur Fokus-Feinjustierung ist bei DSLR unverzichtbar. Die Fokus-Einheit ist gesondert vom Bildsensor eingebaut. Ich habe bisher den Fokus bei der D7100 bei allen Objektiven justieren müssen, unabhängig von Brennweite und Hersteller. Sehr häufig ist dabei ein Kompromiss nötig, da bei Zoom-Objektiven nicht alle Brennweiten mit den gleichen Justagewerten optimal eingestellt werden können. Sigma geht da mit dem USB-Dock den Schritt in die richtige Richtung. Dort können Justagewerte in Abhängigkeit von der Brennweite im Objektiv gespeichert werden. Vorteile haben Kameras, bei denen die Pixel des Bildsensors für den Phasenautofokus genutzt werden. Dann entfällt der Fehler, der durch den unterschiedlich langen Weg zur Fokus-Einheit bzw. zum Bildsensor auftritt. Bei DSLR ist das aber bisher die Ausnahme. Trotzdem bleibt die Notwendigkeit zur brennweiteabhängigen Fokus Feinjustierung vorhanden. Der Kontrast-Autofokus hat hier große Vorteile, da das aktuelle Bild direkt auf dem Sensor bestmöglich scharf gestellt wird. Der Phasen-Autofokus ist meiner Erfahrung nach zudem viel empfindlicher gegen Luftunruhe als der Kontrast-Autofokus. Bei einer DSLR lässt sich das testweise durch den Vergleich von Fotos mit und ohne LiveView gut erkennen.
Bei der Art des Suchers scheiden sich ja gerne die Geister (optisch oder elektronisch). Beim elektronischen Sucher besteht die Möglichkeit, sich auf Knopfdruck einen Ausschnitt stark vergrößert darstellen zu lassen. Das ist eigentlich zur Unterstützung beim manuellen Fokussieren gedacht, ersetzt bei mir aber zunehmend die Verwendung des Spektivs. Eine Vergrößerung von etwa 100-fach ist problemlos möglich. Durch die Bildstabilisierung der Kamera kann das sogar vom Einbein-Stativ aus gut genutzt werden. Die etwas schlechtere Bildqualität des elektronischen Suchers gegenüber dem optischen Sucher (oder dem Spektiv) wird durch die hohe Vergrößerung und die Bildstabilisierung mehr als ausgeglichen, finde ich.
Bei kleineren und leichteren DSLR-Systemen (APS-C) und langen Brennweiten macht sich der Spiegelschlag bemerkbar, selbst bei kurzen Belichtungszeiten. Die Bildstabilisierung ist bei diesen Systemen überwiegend im Objektiv untergebracht und es werden ganze Linsengruppen bewegt. Die schnellen mechanischen Vibrationen, die beim Spiegelschlag auftreten, können diese Systeme aufgrund der Massenträgheit kaum noch ausregeln. Ähnliches gilt für die Schwingungen selbst in sehr hochwertigen Stativen. Hilfreich ist bei vielen DSLR die Möglichkeit einen leisen Modus einzustellen, bei dem der Spiegelschlag etwas gedämpft wird. Bei der Nikon D7100 ist dann allerdings die Aufnahme von Serienbildern nicht mehr möglich. Von Canon gibt es wohl Kameras, bei denen sich beides nutzen lässt. Bei spiegellosen Systemen entfällt natürlich das Problem der Vibrationen durch den Spiegel. Zusätzlich sind diese Systeme sehr leise, was in der Naturfotografie grundsätzlich ein Vorteil ist. Eine Bildstabilisierung mittels der Verschiebung des Bildsensors hat den Vorteil der geringeren bewegten Masse und kann damit auch schnellere (höherfrequente) mechanische Vibrationen dämpfen.
Aus meinen Erfahrungen ist zurzeit die Olympus-Kombination das System, das ich verwende. Nachteile sehe ich dabei einerseits in der kleineren Fläche des Bildsensors und in der Geschwindigkeit bzw. Algorithmus des Autofokus. Ein System mit Kleinbild-Sensor wäre mir bei meinem Bedarf an Brennweite zu schwer und zu teuer. Für APS-C Sensoren gibt es kein System mit spiegellosen Kameras und Brennweiten größer/gleich 400mm, bei dem das Teleobjektiv auf den kleinen Bildkreis angepasst ist (Fuji wäre ein möglicher zukünftiger Kandidat dafür). Ein System aus Canon 400mm f/4 DO mit 1,4-Fach Telekonverter sowie Canon APS-C Kamera im leisen Modus oder Canon M5 (Wetterschutz ausreichend?) könnte funktionieren, das käme auf einen Test an. Die Kombination ist allerdings recht teuer.
Der Kontrast-Autofokus der Olympus E-M5II ist prima, funktioniert auch bei wenig Licht und ist für fast alles auch schnell genug, außer bei der Fotografie von fliegenden Vögeln. Mit Tricks geht's einigermaßen, aber die Trefferquote ist mir nicht groß genug. Die E-M1II hat einen Phasen-Autofokus, damit ist das Problem vermutlich gelöst. Da muss für mich aber der Preis noch etwas fallen. Der Vorgänger E-M1 hat kein ausklappbares und drehbares Display, was für mich beim Kauf der E-M5II den Ausschlag gegeben hatte.
Viele Grüße,
Daniel