Ich hatte neulich mal wieder ein stabilisiertes Glas in der Hand, ein Canon 8x25 IS. Und auch wenn das ein nicht wasserdichtes Plastikdingsbums ist, ist der Unterschied zwischen einem normalen Glas und einen stabilisierten schon beeindruckend. Ich hatte an dem Tag mein altes Leica 8x32 BA mit, ein Glas, das optisch besser ist als das Canon 8x25. (Ich finde das 8x25 schwächer als z.B. das 10x30, es scheint mir, zusammen mit dem 18x50, bei dem der Stabi offenbar "überfordert" ist, das schwächste der Canons zu sein.) Trotzdem sah ich mit aktiviertem Stabilisator mit dem Canon mehr Details; um mit dem Leica ähnlich viel zu sehen wie mit dem Canon, musste ich die Arme aufstützen.
Nun diskutieren wir hier immer die (z.T. minimalen) Unterschiede zwischen den neuesten Topgläsern. Die Canon IS werden nur selten erwähnt. Klar, die leichten (8x25, 10x30, 12x36) sind mechanisch "unsolide" und nicht wasserdicht, auch nicht spritzwasserdicht, das wasserdichte, optisch hervorragende 10x42 IS ist ein Monster und offenbar von jemanden entworfen worden, der sonst Ziegelsteine designt - aber man sieht im Freihandgebrauch selbst mit dem "Billigglas" 10x30 bei aktiviertem Stabi mehr Details als mit einem Glas der € 2000-Klasse. Der Wirkungsgrad nicht-stabilisierter Gläser ist im Freihandgebrauch nunmal nicht hoch, wie seit langem bekannt ist, und liegt z.B. bei 10fachen Gläsern bei ca. 60% (vgl. Brunnckow, Reeger, Siedentopf 1944, Vukobratovich 1989). Und die Gläser sind von der Optik her einfach gemachte Porro II-Typen, sie liefern selbst ohne Stabi ein ordentliches Bild. Das 10x42 IS z.B. kann meines Erachtens selbst ohne Stabi mit den heutigen Topgläsern mithalten. Kimmo hat übrigens dazu mal geschrieben, dass er sich nicht vorstellen kann, nochmal ein nicht-stabilisiertes "Muggleglas" zu kaufen ... :-)
Warum ist das so? Liegt es einfach daran, dass viele Leute "der Elektrik" nicht trauen? Daran, dass viele Birder konservativ sind und nach dem schönen Motto "Hebbt wi nich, kennt wi nicht, brukt wi nich" leben? An der knapp bemessenen Garantie? Oder weil sie vermuten, dass die Gläser, falls mal etwas nicht (mehr) funktioniert, nicht reparierbar sind? Wobei an dem letzten Punkt etwas dran sein kann, im BF gibt es einen Bericht von jemandem, bei dessem 10x42 nach 10jährigem, intensiven Gebrauch der Stabi versagte und Canon USA es bei bisher zwei Versuchen nicht schaffte, den Stabi so zu ersetzen, dass das Glas wieder einwandfrei funktioniert. Allerdings könnte man ja auch z.B. das 10x30 quasi als "Wegwerfglas" nutzen. Wenn man mit dem Ding vorsichtig umgeht, wird es sicher 5 Jahre halten, und wenn es dann hakelt, kauft man ein neues. Für den Preis, den ein Spitzenglas kostet, kann man immerhin fünf Canon 10x30 kaufen ...
Mich würde interessieren, was die anderen hierzu denken, und welche Erfahrungen Beobachter, die ein Canon nutzen, mit dem Glas im Feld gemacht haben, gerne auch im Vergleich zu anderen, nicht-stabilisierten Gläsern jeglicher Provenienz.
Ich hätte mir übrigens schon lange ein Canon zugelegt, und sei es auch nur, um damit etwas "herumzuspielen", wenn nicht, ja, wenn nicht das Problem des Dioptrienausgleichs wäre. Die Canons haben +/- 3 Dioptrien, da reicht mit nicht.