Agrarwirtschaft ist, wie fast alles, immer eine Frage des Standpunktes. Zum Teil sind es nach wie vor Familinebetriebe, die auf eine lange Tradition zurĂŒck blicken können. In der Nachbarschaft haben wir einen Landwirt, dessen Hofstelle und GrĂŒndung durch die Familie auf das Jahr 1383 zurĂŒck geht. Der Betrieb wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer erweitert, dabei aber spezialisiert. WĂ€hrend vor 40 oder 50 Jahren noch Rind und Schwein sowie die HĂŒhner fĂŒr den Eigenbedarf die Hofstelle bevölkerten, sind es nunmehr nur noch Ringer, Milchvieh und KĂ€lberaufzucht. HĂŒhner, GĂ€nse und Enten werden aus SpaĂ an der Freude, an den Eiern und am Braten gehalten. Dazu bleibt noch Zeit, verwaiste Schafe oder Ziegen aufzunehmen und fĂŒr Tauben ist in der oberen Etage des als HĂŒhnerstall genutzten Speichers von 1758 auch noch Platz. Daneben lĂ€uft noch Damwild in einem Gehege, dazu, ebenfalls aus Jux, ein paar Nandus sowie zwei Wombats, die eine Tochter des Hauses aus einer vernĂ€chlĂ€ssigten Haltung gerettet hat. Der familieneigene Wald ist nunmehr der primĂ€re Energieversorger. Die 30 Jahre alte Ălheizung wurde vor einigen Jahren gegen eine StĂŒckholzzentralheizung ausgetauscht. Damit wird das Bauernhaus aus dem Jahre 1875 geheizt sowie das warme Wasser fĂŒr die Versorgung der Rinder, der MilchkĂŒhe und der KĂ€lber bereitet. Als reiner Biobetrieb zu wirtschaften kann sich die Familie nicht vorstellen. Das wĂ€re wirtschaftlich nicht zu halten. Auf dem Hof bzw. von dem Hof leben derzeit drei bzw. vier eigenstĂ€ndige Familien.
Mir ist noch ein anderer Fall bekannt, bei dem der Landwirt aufgrund eines schweren RĂŒckenleidens den seit dem 18. Jahrhundert von der Familie bewirtschafteten Hof nicht mehr als ĂŒblichen Bauernhof hĂ€tte fĂŒhren können. FĂŒr ihn gab es nur die Wahl, den Hof zu verkaufen oder zu verpachten und in die Stadt zu ziehen und dort einen "normalen" BĂŒrojob anzunehmen oder auf Biomasse umzustellen und somit die Landwirtschaft aufzugeben und damit auch den seit Jahrhunderten gefĂŒhrten Familienbesitz. Er hat sich fĂŒr die Biogasanlage entschieden. Eine Entscheidung, die ihm nicht leicht gefallen ist.