Vielen Dank, Pinac, für diesen schon sehr detaillierten Bericht - ich würde behaupten, es handelt sich um die bis zum heutigen Tag kompetenteste Analyse des Noctivid. Meine Zusammenfassung wäre: Leica ist jetzt wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz, wenn auch nicht systematisch drüber. Wir haben jetzt ein weiteres Topmodell zur Auswahl, und bei dieser Auswahl die Möglichkeit, auf individuelle Vorlieben Rücksicht zu nehmen. Ein Fernglas mit geringer Verzeichnung, dennoch ohne Globuseffekt, mit moderater Bildfeldebnung, warmem Farbton und eventuell sehr gutem Kontrast (hast Du hier zwar nicht erwähnt, war aber immer wieder in anderen Berichten zu finden) - ein solches Fernglas hat seinen Platz in der Premiumklasse verdient.
Was die Spikes angeht, hatte ich sofort denselben Gedanken wie Frank Ullmann: Weisen sie eine Farbe auf, dann kann das nur an einem nicht ganz perfekt implementierten P-Belag liegen. Noch wichtiger: Für mich wäre das der erste empirische Beweis dafür, dass Spikes überhaupt als das Resultat einer unvollständigen P-Korrektur interpretiert werden können. Denn: Hier im Forum gab es in der Vergangenheit stets den Konsens (Herr Jülich und Herr Schön waren sich da einig), dass die Spikes nur aus der Beugung an der Dachkante hervorgingen. Wäre das der Fall, dann könnten sie aber nicht blau sein: Alle Wellenlängen würden bei der Beugung abgelenkt, wenn auch unterschiedlich stark, so dass man, sofern die Spikes hinreichend hell wären, eher ein Auffächern nach den Farben des Regenbogens erwarten würde, keinesfalls jedoch eine homogene Färbung. Vielleicht müssen wir alte Interpretationsmuster aufgeben ("Starke Spikes sind eine Konsequenz schlecht geschliffener Dachkanten") und diese Spikes stattdessen mit der Qualität der P-Korrektur in Zusammenhang bringen.
Mal was anderes: Die Vergütung scheint also nicht ganz so effektiv wie beim Ultravid Plus, und möglicherweise auch Mängel an der P-Korrektur - alles doch bereits standardisierte Verfahren. Dies könnte auch darauf hinweisen, dass das Noctivid nicht an demselben Ort wie das Ultravid Plus gefertigt wird, oder dass zumindest dessen optische Elemente woanders beschichtet worden sind.
Super, dann warten wir mal auf den zweiten Bericht mit den Feindetails, nachdem Du ein paar Wochen mit den Gläsern unterwegs warst :-)
Viele Grüße,
Holger
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.11.16 08:34.