Holger Merlitz schrieb:
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Soweit ich
> das beurteilen kann, wuerde ich das SLC nicht
> generell als die minderwertige Baureihe ansehen,
> sondern eher als eine Alternative, die eine ebenso
> hohe Qualitaet aufweist wie das SV, jedoch mit
> verringertem Funktionsumfang. Wer die
> Naheinstellung und die perfekte Randschaerfe nicht
> unbedingt braucht, der ist mit dem SLC gut bedient
> und muss keine Kompromisse bei Mittenschaerfe,
> Kontrast, Verguetung oder Streulichtunterdrueckung
> hinnehmen. Tobias hat etwas Interessantes
> gemessen, und man sollte sein Ergebnis im Auge
> behalten; jedoch moechte ich bezweifeln, dass das
> schlechtere Abschneiden des SLC in der
> Mittenschaerfe einen allgemeinen Trend darstellt.
> Hier gilt es abzuwarten und, idealerweise, noch
> ein paar weitere Fernglaeser auszumessen.
>
>
> Viele Gruesse,
> Holger
Ich habe ausser dem Nikon und dem Trinovid die von Pinac getesteten Gläser hier, alle aus dem Demopool der Hersteller, und das SLC ist leider das einzige, das recht deutlich die schlechteste Mittenschärfe hat. Es fehlt die kristalline Schärfe. Trotzdem ein prima Glas, obwohl auch das Einsichtverhalten deutlich schlechter ist als bei den beiden Zeiss und dem SV. Ich hoffe, dass die meisten SLC Exemplare besser sind, glaube es aber nicht. Das nächste Indiz sind der 500.- geringere Preis zum Vorgängermodell und auch zum jetzigen Spitzenmodell SV, die kommen ja irgendwo her. Auch die Gestaltung differenziert finde ich ungut, das SLC wirkt gegen den flotten SV, nun ja, hässlicher als nötig, da wird man auch motiviert, auf das Spitzenmodell zu schielen. Da der wirklich wunderbare Ultravid Plus und der vielversprechende HT für um die 1600.- gehandelt werden, hat das SLC für 1450.- in meinen Augen einen sehr schweren Stand (insofern Interessenten mehrere Gläser testen können). Das Trinovid ist ebenfalls in meinen Augen obsolet, Mittelmass für nur 350.- günstiger als das Ultravid ist total sinnlos. Der Swarovision bleibt, was er ist - umwerfend mit nur kleinen Mängeln.
Was mich immer ärgert, 6 cm lange Sonnenblenden würden alle Gläser extrem verbessern, wahrscheinlich mindestens so streulichtresistent wie den sehr teuren SF machen. Muss man alles selbst basteln...
Zu Pinac, demnächst mehr, viele Einschätzungen teile ich, manches natürlich nicht, das Problem Qualitätsschwankungen vs. Verallgemeinerung lösen wir nur durch den Chor der Stimmen. Ich würde auch nicht ganz so versöhnlich sein wollen mit den Details, die mir nicht gefallen. Insbesondere beim SF zeigt sich das von Holger ja oft angeprangerte Wettrüsten um inzwischen weitgehend sinnlose Spezifikationen sehr deutlich, und da habe ich auch schlagartig und wie noch nie Respekt vor der Leica Politik, die mir jetzt was Binos betrifft ganz vernünftig vorkommt. Ist doch schön, wenn die Fokussierung perfekt ist, das Bild dreidimensional und wunderschön trotz schwacher Randschärfe. Die grösste Überraschung beim SF war der paradoxerweise klaustrophobische Effekt des weiten Sehfelds in Verbindung mit dem sehr heftigen Globuseffekt - beim peripheren Sehen sind wir ja sehr auf rasche Bewegung von möglichen Feinden getrimmt, die wir trotz Fokussierung auf die Mitte deutlich und mitunter schreckhaft wahrnehmen. Also, ich fühle mich unwohl damit, so irgendwie, huch, was kommt da jetzt um die Ecke, was ich als Weitwinkelfan niemals erwartet hätte. Womöglich sind 140m doch mehr als genug. Ein Freund von mir fand aber alles prima. Der SV ist diesbezüglich das bei weitem bessere Glas. Ich finde auch den Gelbgrün Stich bei SF (Kontrasterhöhung?) am Rand der Kompensierbarkeit, weisse Blumen in der Dämmerung und Gesichter sehen für mich farblich schlechter aus als mit den anderen, aber ich bin es von der digitalen Bildbearbeitung gewohnt, Grün noch mehr als Magenta bei Hauttönen zu vermeiden. Grünes Laub knallt natürlich satt, fast wie bei Leica. Über die räumliche Darstellung fange ich lieber nicht wirklich an, da hat mich der HT total begeistert, gefolgt vom Leica, und auch da ist der SF mitbedingt durch das weite Sehfeld am merkwürdigsten, es stimmt einfach die Perspektive nicht, vor allem im Nahbereich. Der SV ist auch flach, das fällt aber durch das kleinere Sehfeld und die heftige Schärfe nicht so unangenehm auf. Andere Dinge sind wiederum sehr gelungen beim SF, das Gewicht in den Okularen ist eine brillante Idee, die Streulichtunterdrückung ist wohl die beste von allen, dafür wirkt das hochkontrastige Bild auf mich meist sehr dunkel, selbst wenn man nicht den HT als Referenz nimmt. Ich gehe von aus, das Zeiss wie Swarovski wohl auch heimlich still und leise bei laufender Produktion Verbesserungen durchführen wird.
Nun ja, es sind schon ganz verschiedene Fernglas Charaktere, und ich habe doch wieder - trotz höchstem Respekt vor dem Meisterglas Swarovision - eine Schwäche für klassische, randunscharfe Gläser entwickelt. Auch hohe Transmission und ihr besonderer Glanz in den Bildern beschäftigen mich. Dem Ultravid ist in jeder Hinsicht sehr schwer zu widerstehen, der HT ist wahrscheinlich optisch gesehen für meine Zwecke das beste Glas und zweifellos ein Zeiss Meisterstück, irre hell auch am Tag bei hohem Kontrast, eigentlich sehr ähnlich dem Ultravid, aber mit weiterem Sehfeld und auch viel viel leichterem Einblick, Pinacs Beobachtung der unterschiedlichen Tuben ist allerdings nicht gut, aber das hatten wir ja alles schon. Die Randschärfe fand ich beim Leica etwas schwächer als bei HT und SLC. Manchmal denke ich, die Hersteller müssten ihre Premiumgläser noch viel stärker im Detail bewerben, um sie besser zu verkaufen, bei Leica findet sich fast gar nichts auf der Website und ich musste recherchieren, um sicher zu sein, auch ein HD Plus zu haben (da ist das HD Logo jetzt rot, auf der Verpackung steht aber gar nichts von "Plus". Sparsamkeit und Understatement, na ja, neue Verpackungen und Faltblätter kosten sicher viel Geld).
Morgen mache ich wohl noch den Auflösungstest mit Booster und Glas Negativ USAF.