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Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt

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29. September 2013 15:41
Liebe Forumsteilnehmer!

Nach zwei Jahren stillen Lesens und Beobachtens, möchte ich einen bescheidenen Beitrag leisten und einen Teil zur Diskussion beitragen. Ich bin weder Physiker noch Ingenieur, würde mich aber als interessierten Anwender sehen.
Die Optiken, die ich hier aus meiner Sicht schildere, sind weder neu, noch zählen sie zu den Spitzenvertretern ihrer Art, ich habe jedoch die Möglichkeit, auf solche als Referenz zurückzugreifen.

Über Ferngläser von Zeiss-Jena wurde hier viel geschrieben, auch das 8x30-Modell Deltrintem wurde hier und andernorts besprochen. Ich konnte kürzlich zu einem preiswerten Deltrintem aus dem letzten Produktionszeitraum mit Gummi- bzw. Neoprenaugenmuscheln kommen und konnte es mit dem Nachfolgeprodukt von Docter, das eine verbesserte Transmission aufweisen soll, vergleichen. Bis auf den bräunlich-gelben Schriftzug mit Firmennamen und Modellbezeichnung unterscheiden sich die beiden Gläser äußerlich nicht.
Meine Küchenwaage zeigt bei jeweils drei Messungen für das CZJ-Deltrintem 518g an, das Deltrintem von Docter wiegt darauf 522g. Im Vergleich dazu wird mein Zeiss Classic 7x42 Dialyt mitsamt Okularschutzkappe und Neoprentrageriemen mit 902g gewogen. Mein Leica Trinovid 7x42 BA wog mit Okularschutzkappe und Neoprentrageriemen 960g.

Leider besitze ich zur Zeit kein 8x32-Glas der Spitzenklasse. Das Deltrintem ist weniger als Ergänzung zum 7x42 Dialyt gedacht sondern um es zu verschenken, denn neben seinen bekannten Schwächen hat es durchaus Vorzüge, die mir eine Verwendung tolerabel erscheinen lassen.
Bevor ich meine Eindrücke schildere, möchte ich auf den lesenswerten Beitrag von Frank Schäfer verweisen, auch wenn er vielen Lesern schon bekannt sein dürfte: Jülich-Bonn Nach dem, was ich in Internetbeiträgen zu Zeiss-Jena-Gläsern lesen konnte, war ich auf ein dunkleres Bild und Randunschärfe eingestellt.

Mein CZJ-Deltrintem mit der Seriennummer 7035069 (was dieser Quelle zufolge Zeiss-Produktionsnummern auf das Fertigungsjahr 1989 verweist), ist äußerlich neuwertig. Sowohl die Metallflächen als auch die Glasflächen wirken fabrikneu. Es weist keine echte Belederung auf sondern einen rauen, harten Klebebelag, wie ihn viele Ferngläser des unteren Preissegments haben. Er ist nicht schön anzusehen und auch taktil unangenehm, bei schwitzigen Händen rutscht man leichter ab als bei hochwertig gummiarmierten oder belederten Ferngläsern. Obwohl die Spaltmaße um die Riemenbügel ungenau gearbeitet sind, wurde ansonsten passgenau verklebt. Wohl als letzte Investition und Modellpflege knapp vor der Wende, wurde das Deltrintem mit weichen Gummi- bzw. Neoprenaugenmuscheln ausgestattet sowie das Fokussierrad leicht abgeändert.
Bei objektivseitiger Durchsicht kann ich in einem Tubus nahe dem Objektiv ein Staubhärchen sehen, im anderen Tubus sehe ich auf einer Glasfläche einen winzigen bräunlichen Fleck. Ich kann keine Fingertapser oder weitere Verschmutzungen an Linsen oder Prismen erkennen, obwohl mir sehr helles Licht zur Verfügung steht. Die bekannten Streulichtfallen aus schwarzem Kunststoff glänzen deutlich auch bei schwachem Tageslicht.

Das Docter-Deltrintem ist sichtbar viel benutzt worden, trotzdem sind Okulare und Objektive von Kratzern und starken Wischspuren verschont geblieben. Rund um die Enden der Tuben sind Lackabplatzer und am Gehäuse weitere Stoß- und Abnutzungsspuren zu sehen. Das Docter-Glas hat denselben Klebebelag wie das CZJ.
Beide Tuben sind innen sauber, bei sehr hellem Gegenlicht kann ich bei objektivseitigem Einblick sehen, dass beide Prismen so etwas wie „Sprühspuren“ aufweisen. Diese sehen für mich aus als hätte man mit einem Parfumzerstäuber auf eine Prismenoberfläche gesprüht. Da die winzigen Tröpfchen farblos sind, deute ich sie nicht als Glaspilz oder vergleichbar gräuliche Trübung – oder irre ich hier? Bei weniger hellem Hintergrund ist dieser tröpfchenförmige Belag nicht zu sehen. Ich verdanke die Erkenntnis dem zwischendurch sehr sonnigen Wetter.
Die glänzend schwarzen Streulichtfallen scheinen mir dieselben wie beim CZJ-Glas.
Die weichen Augenmuscheln weisen Benutzungsspuren und an der Faltstelle einen Einriss auf.

Der Papiertest nach Walter E. Schön zeigt das CZJ-Deltrintem in beiden Tuben eine Kleinigkeit dunkler und bräunlicher abbildend als das Docter. Ich musste sehr genau hinsehen und habe den Test später am Tag bei anderen Tageslichtverhältnissen sowie anderntags wiederholt. Ich bin jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass das Docter-Deltrintem einen Hauch mehr Transmission aufweist, der bräunliche Farbton sich jedoch ansonsten nicht vom CZJ-Produkt unterscheidet.
Als Referenzgröße konnte ich mein Zeiss Classic 7x42 Dialyt verwenden, das m.E. keine nennenswerte Einfärbung des Lichts zeigt. Auch wenn der Vergleich aufgrund der größeren Objektive und Okularöffnungen hinkt, ist es ein gewaltig helles Glas, auch das Docter-Deltrintem wird locker „ausgeblendet“.
Ich konnte zu diesem Vergleich auch ein Hensoldt 7x50 D17 hinzunehmen, dessen Transmission sich auf ähnlichem Niveau, wie die beiden Deltrintem es verkörpern, befindet. Aufgrund des Laserfilters soll die Tansmission nur bei gut 80% liegen, zusätzlich ist das Bild deutlich grün eingefärbt. Gerne würde ich die Laserfilter entfernen lassen, vielleicht ist das in Zukunft ja wieder einmal möglich. Das 7x50 D17 ist an sich, was Sehfeld, Randschärfe, Einblickverhalten und Bauqualität betrifft, ein tolles Fernglas.

Weiter zu den beiden Deltrintem:
Das Einblickverhalten zeigt keinen Unterschied. Ich muss die Okulare sorgfältig vor die Augen bringen um „graue Ränder“, also wohl Abschattungen, zu vermeiden. Im Vergleich zum Dialyt ist der Abstand zwischen Auge und Glas sehr viel geringer jedoch weit genug um keine Fettspuren durch Wimpernschlag zu hinterlassen. Ich trage keine Brille und kann mich nicht dazu äußern ob man mit einer Brille das volle Sehfeld noch überblicken kann, was nach meiner Leseerfahrung offenbar einen je nach Brille, Anatomie und Okular individuellen Vergleich erforderlich macht.
Beide Deltrintem sind gleich gut kollimiert, ich kann auf kurze wie weite Entfernungen keine Dejustierung feststellen. Die Dioptrienkorrektur an beiden Gläsern liegt nach meiner Einstellung hin auch auf nahezu derselben Stellung.
Die Tuben wirken gut geschwärzt, jedoch ist das Sehfeld zum Rand hin eher trüb und leicht grau. Dies fällt besonders im Vergleich mit dem 7x42 Dialyt auf, dessen Tuben innen für mich perfekt geschwärzt sind und keinen sichtbaren Übergang von dem bis zum Rand sehr hellen Sehfeld zur tiefschwarzen Feldblende aufweist.
Der sehr scharfe Bereich des Sehfeldes ist bei beiden Deltrintem für mich gleich groß und nicht zu klein. Was die Schärfeleistung an feinen Objekten (dünne Zweige zw. 20 und 80m Entfernung) betrifft, kann ich keinen wesentlichen Unterschied zum 7x42 Dialyt feststellen. Ich kann trotz der weniger kontraststarken, dunkleren Optik noch dieselben Objekte und Strukturen erkennen wie im Dialyt. Möglicherweise findet man bei genauerer Beobachtung jedoch noch deutliche Unterschiede.
Wie schon angesprochen ist das dunkle Bild besonders auffällig. Dazu kommt die auf die beobachtete Entfernung scheinbar nicht deutlich größere Abbildungsleistung der 8x30 Gläser. Auf den Liliputismus-Effekt wird bspw. hier verwiesen Liliputismus jedoch bin ich nicht davon ausgegangen, dass dieser bei über 30m Entfernung noch feststellbar wäre.
Was jedoch für mich inakzeptabel ist, ist, dass oft das halbe Bild in beiden Deltrintem bei diffusem Sonnenlicht nebelig-trüb und undurchsichtig wird. Sowohl Lichtablenkung durch Laub, Fenster und erst Recht sonnenbeschienene, bewegte Wasseroberflächen machen das Deltrintem für mich unbrauchbar, während das 7x42 Dialyt im Vergleich dazu überhaupt keine streulichtbedingten Reflexe, Vernebelungen oder Eintrübungen zeigt. Auch wegen dieser guten Eigenschaft habe ich das Dialyt gern mit dabei, um Segler oder andere Wassersportler zu beobachten.
Sowohl das 8x30 Deltrintem als auch das 7x42 Dialyt bieten ein Sehfeld von 150m. Liegt es am gewaltig helleren Bild des 7x42, dass Objekte darin größer wirken (!) als mit dem 8x30?
Als ich noch ein Leica Trinovid 8x32 BN besaß, war der Größenunterschied zwischen 7- und 8-fach deutlich wahrnehmbar. Das Trinovid lieferte aber auch ein viel helleres Bild als das Deltrintem.

Auf www. allbinos.com werden unter „Reviews“ auch 8x30 CZJ Deltrintem und Jenoptem besprochen. Die Transmission wird für die beiden Exemplare aus dem Baujahr 1985 mit 92.2 +/-1.5% und 91 +/-1.5% angegeben. Ich kann das nicht nachvollziehen und denke eher an 81 bzw. 82%. Mich würde die Transmission meines Dialyt 7x42 T*P* interessieren, leider habe ich dazu keine Zahlen gefunden. Über einen Hinweis würde ich mich freuen.

Der Mitteltrieb beider Ferngläser läuft akzeptabel streng und sowohl im stark benutzten Docter als auch beim kaum jemals verwendeten Zeiss-Jena spielfrei und gleichmäßig. Ich stelle vornehmlich von unten mit dem Daumen scharf, der Zeigefinger führt oben nur etwas mit. Den Drehwiderstand nur mit dem Zeigefinger zu überwinden wäre mir zu unbequem.

Diese beiden Ferngläser, die sich nur durch eine geringfügig verbessere Vergütung unterscheiden, waren möglicherweise bis in die 80er Jahre, und mit den weichen Augenmuscheln vielleicht tatsächlich bis in die frühen 90er Jahre hinein, in einem eng umgrenzten Rahmen konkurrenzfähig, heute finde ich sie nur aufgrund der soliden Verarbeitung, der langlebigen Mechanik, des großen Sehfeldes, der an sich brauchbaren Optik und des günstigen Preises wegen verwendbar.
Ich kann mich mit einem derart dunklen Bild nicht anfreunden, viel lieber nehme ich das 7x42er mit, das im Vergleich zu meinem früheren Trinovid 7x42 BA nicht nur über das mir wichtige größere Sehfeld verfügt sondern auch noch deutlich leichter und mit der tollen Tragetasche (für 56er Zeiss Victory) auch noch viel besser zu transportieren ist.
Auch wenn es sich um nicht mehr ganz aktuelle Optiken handelt, würde ich mich zu einem späteren Zeitpunkt gerne noch zu diesen beiden 7x42er Gläsern äußern. Um sie nicht mehr zu diskutieren, sind sie meiner Meinung nach auch nach Etablierung der jeweiligen Nachfolgemodelle noch zu gut.

Über Anregungen und Kritik würde ich mich freuen.

Mit freundlichem Gruß
Reinhard Kerb
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Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt Anhänge

ReinhardK 11015 29. September 2013 15:41

Re: Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt

Holger Merlitz 2440 30. September 2013 02:51

Re: Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt Anhänge

Ralf L 3296 30. September 2013 08:07

Gutes Beispiel

Holger Merlitz 2080 30. September 2013 09:21

Re: Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt

Hans 2813 01. Oktober 2013 08:35

Re: Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt

ReinhardK 2107 01. Oktober 2013 14:03

Sprühtröpfchen

Holger Merlitz 1789 02. Oktober 2013 03:19

Re: Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt

Hans 3039 03. Oktober 2013 23:03

So schlecht war die Verguetung nicht ...

Holger Merlitz 2142 02. Oktober 2013 03:31

Sprühtröpfchen, Leica Trinovid 8x32

ReinhardK 1594 03. Oktober 2013 09:43

Zeiss 7x42 Dialyt

Holger Merlitz 3720 04. Oktober 2013 02:55

Re: Zeiss 7x42 Dialyt

ReinhardK 2220 07. Oktober 2013 08:42

Die Hersteller sind konservativ, ...

Holger Merlitz 1687 08. Oktober 2013 03:31

Re: Die Hersteller sind konservativ, ...

OhWeh 1495 08. Oktober 2013 07:24

Re: Zeiss 7x42 Dialyt

Hans 1763 08. Oktober 2013 07:19

Re: Zeiss 7x42 Dialyt - kompakte Konstruktionen Anhänge

ReinhardK 1784 26. Oktober 2013 09:56

Re: Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt

Elmer Fudd 1852 11. Oktober 2013 08:43

Re: Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt

Hans 2151 12. Oktober 2013 09:07

Re: Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt

Pinac 2082 12. Oktober 2013 16:06

Re: Carl Zeiss Jena und Docter Deltrintem 8x30: Alte Optik aufgewärmt

Pinac 1684 12. Oktober 2013 16:12



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