Hallo Andreas,
Sie haben schon recht. Der "Extremadura" ist kein ausgewiesener Wanderrucksack und die wenigsten Beobachtungsamateure werden Spektiv und Stativ den ganzen Tag mit sich herumtragen bzw. damit wandern. Oft wird ja das Transportsystem nur zum Anmarsch an die ein oder zwei festen Beobachtungsplätze des Tages benötigt. Auf unseren Wanderungen bieten sich allerdings oft ganz verschiedene Beobachtungsmöglichkeiten entlang der Strecke, so daß ich meist schwach werde und häufig auch den 'kleinen Glotz' und hin und wieder sogar den 'mittelgroßen Glotz' einfach zusätzlich zum Fernglas mitnehme. Wir haben ja schließlich vier Augen und für die gibt es so viel zu sehen. Allerdings haben wir auch keine DSLR, bei der dann bestimmt auch noch weitere Objektive mit dabei sind.
Ich habe mich allerdings so an den "Extremadura" gewöhnt, daß ich ihn fast ausschließlich und für fast alle Arten von 'Expeditionen' nutze. Mein leichter und mit extremer Rückfreiheit versehener Deuter "Aircomfort Futura 28" inklusive Trinksystem kommt nur noch ganz selten zum Einsatz. Z.B. dann, wenn das Picknick etwas opulenter ausfällt und auch noch Champagner im Kühlbeutel mit soll, oder neben dem Spektiv noch das Zeiss 15x60 mit einem weiteren Einbeinstativ mit von der Partie sein darf. Dann trägt meine Frau auch ohne zu Murren den Deuter. Auf's Akkupunktieren der Landschaft haben wir uns jedoch noch nicht verlegt.
Was Sie zur Belüftung des Rückens schreiben ist interessant. So hatte ich mir das auch immer vorgestellt. Bei regelmäßigen Aufenthalten auf La Palma habe ich den Deuter und den Swarovski miteinander verglichen, wobei anstatt Spektiv und Dreibein jede Menge Wasser und wetterfeste Bekleidung im Rucksack waren. Es gibt dort schöne, steile Aufstiege. Wenn mann möchte, kommt man auf kurzen Horizontaldistanzen schnell von Meereshöhe auf über 2000 m. Im Urlaub lassen wir's aber eher sachte angehen und so suchen wir Wanderungen aus, die nicht mehr als 1000 Höhenmeter im Aufstieg fordern. Dabei komme ich dann schon ein bißchen ins Schwitzen mit unserem Rucksack, besonders auf den rutschigen Vulkangrushängen, konnte aber auch unter diesen Umständen keinen spürbaren Vorteil in der Rückenbelüftung beim Deuter Rucksack mit seinem extremen Hohlkreuz feststellen. Einen Nachteil der stark gewölbten Rückenteile haben Sie ja schon genannt: man verliert viel Platz. Ein zweiter ist folgender. Durch die Wölbung werden die schweren Gegenstände, wie z.B. Spektiv, Stativ oder 3-4 Liter Wasser in relativ großem Abstand zur Wirbelsäule platziert. Dies erhöht das Moment auf die Lendenwirbelsäule und verstärkt das Giermoment bei schnellen Richtungswechseln in schwerem Gelände und am Hang. Bei Bergwandern mit Kletterpassagen ist das erhöhte Nickmoment ebenfalls unangenehm.
Aber ein jeder hat hier wohl individuelle Ansprüche und eigene Rezepte und diese Details gehören auch eher in mein zu erwartendes Ausrüstungsbuch, von dem ich hier schon wieder viel zu viel verraten habe. Wenn der "Extremadura" in einigen Jahren vielleicht an Materialermüdung leiden sollte, wofür bis heute noch nicht die geringsten Anzeichen zu erkennen sind, werde ich mich wegen der genannten Nachteile der klassischen Wanderrucksäcke für den Beobachter wohl bei den Loewe Fotorucksäcken umsehen, die hier einst von Ulli alias Labrador empfohlen wurden.
Die besten Wünsche für eine luftige Woche
Jan Münzer
PS Andreas, könnten Sie vielleicht ein Foto einstellen, das die von Ihnen beschriebene Variante mit dem Fotostativ in den Befestigungsschlaufen für die Teleskopstöcke Ihres Deuter "AC Zero 28" zeigt? Das hört sich interessant an, aber aufgrund der Größenunterschiede zwischen Teleskopstöcken und Dreibeinstativen kann ich mir nicht bildhaft vorstellen, wie das dann aussieht.
