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Nein, Kontrast und Farbsaum korrelieren nicht so

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08. November 2007 12:18
Hoher Kontrast bedingt keineswegs stärkere Farbsäume. Eher ist es umgekehrt: stärkere Farbsäume reduzieren den Kontrast. Ansonsten aber gibt eine keine direkte Wechselbeziehung.

Im Einzelfall ist es aber durchaus möglich (wenn auch mit einer Wahrscheinlichkeit weit unter 50%), daß bei zwei miteinander verglichenen Ferngläsern dasjenige mit dem höheren Kontrast die etwas stärkeren Farbsäume zeigt. Denn für hohen Kontrast sind mehrere Parameter entscheidend, nicht nur die chromatische Korrektion, sondern auch z.B. sphärische Aberration, Koma, Astigmatismus und ganz besonders Falsch- bzw. Streulichtunterdrückung (dazu gehört auch die Sauberkeit der Linsenflächen; Fingerabdrücke und Staub sind fatal).

Eventuell könnten Sie beim Trinovid BA mit der Knickbrücke den Okularachsenabstand nicht genau genug auf Ihre Augenweite eingestellt haben. Ich habe bei den meisten (eigentlich bei fast allen) Ferngläsern eine deutliche Zunahme der Farbsäume bei nicht richtig zentrierter Augenpupille beobachtet. Sie können dann sogar im Zentrum des Sehfeldes auftreten. Um diesen Einfluß auszuschließen, sollten Sie Ihren Vergleich nach präziser Augenweiten-Anpassung wiederholen, falls die Möglichkeit dazu besteht.

Ich hatte hier schon mehrfach folgende Empfehlung zur Augenweiten-Anpassung gegeben, die ich aus diesem Anlaß jetzt gern wiederhole:

Benutzen Sie einen weit entfernten Gegenstand (weiter als ca. 50 m). Halten Sie das Fernglas um ca. 1 cm bis 1,5 cm (bitte nicht mehr als ca. 1,5 cm!) weiter weg vom Auge, als es zum Beobachten nötig ist. Sie sehen dann nur noch ein sehr stark eingeengtes Sehfeld, das zudem auch nicht scharfkantig begrenzt erscheint. Richten Sie in dieser Fernglasposition den Okularachsenabstand so ein, daß Sie mit beiden Augen exakt dasselbe eingeschränkte Sehfeld sehen (in einem einzigen Kreis, nicht in zwei nebeneinanderliegenden, sich nur teilweise überlappenden Kreisen!). So können Sie viel präziser den richtigen Abstand einstellen. Dann holen Sie das Fernglas wieder so nahe an die Augen, daß Sie das volle Sehfeld optimal überblicken und beobachten können.

Im Nahbereich konvergieren die Augenachsen, beim Blick durchs Fernglas sogar deutlich stärker, nämlich so stark, als würden Sie ohne Fernglas mit beiden Augen einen Punkt fixieren, dessen Entfernung gleich der tatsächlichen Entfernung geteilt durch den Vergrößerungsfaktor ist. Wenn Sie z.B. mit einem 8fach-Fernglas einen Gegenstand in 3 m Abstand beobachten, müssen die Augenachsen so konvergieren, als ob Sie den Blick auf einen nur 3 m : 8 = 37,5 cm weit entfernten Punkt richteten. Wenn Ihre Augenweite beim Blick in die Ferne z.B. 66 mm wäre, wäre die Achse des linken Auges um 5° nach rechts und die des rechten Augen um 5° nach links (beide also einwärts) gerichtet, der sog. Vergenzwinkel also 10°. Bei dieser Augenstellung wandert die Pupille wegen des ca. 12 mm hinter der Pupille liegenden Augendrehpunktes ebenfalls einwärts, und zwar um ca. 0,21 mm pro Grad, in diesem Falle bei jeweils 5° also um jeweils 1,05 mm. Die Augenweite hat sich dann um 2,1 mm auf nur noch 63,9 mm verkleinert. Sie müssen deshalb für eine Beobachtungsentfernung von ca. 3 m den Okularachsenabstand um knapp über 2 mm verkleinern. Nur das garantiert optimale optische Eigenschaften, also kleinstmögliche Aberrationen aller Art und insbesondere auch geringstmögliche Farbsäume.

Die Einstellung des Fernglases auf die eigene Augenweite, die sich im Nahbereich merklich verringert, ist also ganz wichtig - unabhängig von der Qualität Ihres Fernglases. Bei einem schlechten Fernglas nehmen die Aberrationen für schlechte Zentrierung der Pupille zwar viel stärker zu als bei einem hochwertigen Fernglas, aber bei einem hochwertigen Fernglas sehen Sie viel schärfer und klarer und nehmen daher auch einen geringeren Zuwachs an Aberrationen sehr deutlich wahr.

Ich kann nicht versprechen, daß Ihr Test nach einer sorgfältigeren Einstellung auf die eigene Augenweite nun anders ausfällt (vielleicht zeigt das von Ihnen getestete Leica Trinovid BA tatsächlich etwas stärkere Farnsäume als das Zeiss Classic), aber sicherheitshalber sollten Sie die Prüfung dennoch durchführen. Und Sie sollten auch bei jeder späteren Beobachtung auf möglichst exakte Anpassung an Ihre Augenweite achten und sie beim Wechsel zwischen Fern- und Nahbeobachtung entsprechend anpassen.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Mehr Kontrast = mehr Farbsaum?

Rudolf Leder 1566 08. November 2007 09:44

Nein, Kontrast und Farbsaum korrelieren nicht so

Walter E. Schön 1320 08. November 2007 12:18

Re: Nein, Kontrast und Farbsaum korrelieren nicht so

Rudolf Leder 1007 09. November 2007 17:28

Ich bin mit dem Thema noch nicht ganz durch

Volker Werres 975 10. November 2007 10:45

Re: Ich bin mit dem Thema noch nicht ganz durch

Labrador 918 10. November 2007 13:55

Nicht so sehr „Denkfehler“ als vielmehr unvollständige Definition

Walter E. Schön 1320 10. November 2007 14:08

Wie entsteht der Eindruck der satteren Farben?

Bernhard Schiefer 1121 10. November 2007 14:46



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