Hallo Globuli,
mehr als ein Jahr ist inzwischen vergangen, und ich moechte hier, wie versprochen, ueber die letzten Entwicklungen zum Thema Verzeichnung und Globuseffekt berichten.
Zunaechst habe ich weitere Daten zur Verteilung der visuellen Verzeichnung in der Bevoelkerung gesammelt, diesmal in englischsprachigen Foren, eine Uebersicht ist hier zu finden:
www.holgermerlitz.de/globe/test_distortion.html
Die Resultate zeigen, dass das Experiment nicht einfach ist, und dass man nicht einfach so einen 'typischen' Wert fuer die visuelle Verzeichnung festlegen kann. Moegliche Fehlerquellen sind in dem Text diskutiert, das moechte ich hier nicht noch einmal ausfuehren.
Dennoch deutet alles darauf hin, dass Helmholtz mit seiner fruehen Vorhersage von k=0.5 wohl daneben lag - die tatsaechliche mittlere Verzeichnung duerfte eher bei k=0.7 liegen, wobei die Genauigkeit dieser Schaetzung schwer zu beziffern ist. Dies scheint jedenfalls ein guter Kompromiss fuer die Fernglashersteller zu sein - eine kissenfoermige Verzeichnung von etwa k=0.7 duerfte den Globuseffekt fuer die meisten Leute bereits eliminieren. Die Zeiten der Winkelbedingung sind passe, und von absolut verzeichnungsfreien Fernglaesern ist ebenfalls abzuraten.
Eine weitere Neuerung betrifft die Verallgemeinerung der Simulationsmethode: Im wirklichen Leben folgt die Verzeichnungskurve nicht exakt dem Schema tan(ka)=m*tan(kA), sondern sie kann im Prinzip jede beliebige Form annehmen. Um in einem solchen Fall den Globuseffekt beurteilen zu koennen, habe ich meine Simulationsmethode verallgemeinert, so dass sie auch solche anomalen Verzeichnungskurven verarbeiten kann. Ein Beispiel ist das BPO 7x30, dessen Analyse ich hier vorgestellt habe:
www.holgermerlitz.de/bpo7x30/bpo7x30.html
Anhand solcher Fallbeispiele habe ich inzwischen gezeigt, dass ein Globuseffekt auch dann auftreten kann, wenn eine nennenswerte kissenfoermige Verzeichnung vorliegt, die Verzeichnungskurve aber, wie beim BPO, nach Aussen hin abknickt. Zur Vermeidung eines Globuseffekts (oder anderen unnatuerlichen Kruemmungen des Bildes, die beim Schwenken auftreten koennen) braucht man daher nicht nur eine gewisse kissenfoermige Verzeichnung, sondern auch eine Verzeichnungskurve, die sich 'gut' verhaelt. Das bedeutet, sie darf keine lokalen Extrema oder Wendepunkte haben. Am besten, man orientiert sich mit der Verzeichnungskurve an der Abbildungsgleichnung tan(ka)=m*tan(kA), mit k in der Naehe von 0.7, dann hat man guten Grund zu der Annahme, dass der Globuseffekt gering ausfallen wird.
Viele Gruesse,
Holger Merlitz