Zunächst eine kleine, mir mir wichtige Korrektur: es würde sich nicht ein anderer Eindruck des Globuseffekts, sondern ein anderer Eindruck des Zylindereffekts einstellen.
Die in Schwenkrichtung und gegen die Schwenkrichtung symmetrische, zum Rand hin progressiv zunehmende Driftgeschwindigkeit hat eine Verteilung, die derjenigen eines rechtwinklig zu seiner Achse drehenden Zylinders in einem Ausschnitt von deutlich geringerer Breite* als dem Zylinderdurchmesser sehr ähnlich ist. Vergleicht man statt des Zylinders mit einer rotierenden Kugel, so gilt auf den ersten Blick dasselbe, auf den zweiten jedoch nur für den Äquator der rotierenden Kugel.
Bei einer rotierenden Kugel wäre ja nicht einmal längs eines zur Rotationsachse parallenen Durchmessers (bei Horizontalschwenk also längs einer senkrechten Linie durch die Bildmitte) die Verschiebegeschwindigkeit konstant. Sie wäre in der Mitte am größten und nähme nach oben wie nach unten ab, um an den Polen zu null zu werden.
Weil die Driftgeschwindigkeiten längs zur Rotationsachse paralleler Linien im Bildfeld konstant ist, trifft das wegen des runden Sehfeldes dem naiven** Betrachter naheliegende Bild einer rotierenden Kugel nicht zu, sondern nur das eines rotierenden Zylinders.
* Man darf sich nicht vorstellen, im Sehfeld des Fernglases z.B. bei horizontalem Schwenken links und rechts am Sehfeldrand den Rand des Zylinders zu sehen (wo seine tangential zum Umfang verlaufende Bewegung senkrecht zur Bildebene verläuft und daher die sichtbare Komponente zu null wird). Man muß sich vielmehr vorstellen, z.B. eine rotierende Litfaßsäule aus solcher Entfernung durch eine solche kreisförmige Sehfeldblende zu betrachten, daß man vom Zylinder nur z.B. ein Drittel oder ein Viertel seines Durchmessers sehen kann. Wieviel es ist, hängt von der Größe des scheinbaren Sehwinkels und von der Vergrößerung des Fernglases ab.
** Mit „naiv“ ist nicht abwertend so etwas wie „dumm“ gemeint, sondern der Zustand einer unreflektierten, mehr oder weniger spontanen Empfindung, welcher auch der größte Schlaukopf der Welt auf den Lein gehen kann, bevor der darüber genauer nachdenkt.
Walter E. Schön