Mein Exemplar wiegt gut 540g netto und ist damit etwas leichter als die von Zeiss angegebenen 550g. Mit Trageriemen und allen Schutzdeckeln kommen etwa 100g zum „Vitrinengewicht“ hinzu. Ich bin immer wieder Überrascht, wie deutlich sich die knapp 300g Unterschied zu meinem Swarovski 8,5x42 EL bemerkbar machen. Bei mehrstündigen, anstrengenden Wanderungen ist das 8x32er Zeiss sehr gut tragbar, auch leichte Kletterpartien, etwa über Strand-Felsen, sind machbar, ohne dass das Glas abgenommen und im Rucksack verstaut werden muss. Mit der Variante, das Glas beim Wandern über die Schulter an der Seite zu tragen, konnte ich mich nicht anfreunden, mir war mein (Foto-)Rucksack im Weg.
Ergonomisch machen für mich die Stege auf der Gummierung bei den kleinsten Zeiss-Gläsern aus der FL Reihe noch am meisten Sinn, trotz der Kompaktheit liegt das 8x32 sicher in den Händen, selbst wenn diese vor Anstrengung schwitzig geworden sind. Wenn ich ohne Brille, mit ausgedrehten und anliegenden Augenmuscheln beobachte, kann ich das Glas (zumindest für einen schnellen Blick) ausreichend ruhig und komfortabel mit einer Hand halten. Den Mitteltrieb und die Fokussierwalze finde ich vorbildlich exakt, griffig und leichtgängig.
Das Einblickverhalten des 8x32 FL ist mit und ohne Brille sehr gut, wenn auch etwas schwächer als beim EL 8,5x42. Der effektive Austrittspupillenabstand des Zeiss ist 14mm [Quelle: www.tvwg.nl > Testrapporten > Kijkers > Zeiss Leica Swarowski 8x32 10x32], ein Wert mit dem ich gut zurecht komme (ich bin kurzsichtig mit -3,5/-4,75 Dioptrien). Je nach dem, welche Brille ich trage, drehe ich die Augenmuscheln bis zu 2mm heraus und kann das volle Sehfeld ohne Abschattungen überblicken. Die Augenmuscheln eines Zeiss FL lassen sich fast einen halben Zentimeter weiter herausdrehen als bei Swarovski's EL-Reihe. Daher kann ich das FL ohne Brille gut in meinen Augenhöhlen abstützen, ohne das ich Abschattungen bekomme; die Augenmuscheln des EL kann ich nicht weit genug herausdrehen.
Zum Seherlebnis mit dem Zeiss: Um ehrlich zu sein, mir fällt es schwer hier einen sachlichen Ton beizubehalten. Bis vor drei Jahren bin ich noch ohne Fernglas gereist und gewandert, was ich mir jetzt nicht mehr vorstellen kann. Einfach atemberaubend, wie viel Freude ein gutes Fernglas machen kann. Es gab Seehunde und Delphine an der Nordwest-Küste der Highlands, Rotwild in den Bergen, tiefblaue oder im Sonnenlicht glitzernde Lochs, Wasserfälle, bizarre Gesteins- und Felsformationen, Seevögel, mit meterhohen Wellen kämpfende Fischkutter... schon gut, ich hör' ja auf. Das 8x32 FL zeigt ein helles, kontrastreiches und scharfes Bild mit klaren Farben. Im Rückblick auf mein ehemaliges 7x42 FL von Zeiss würde ich das 32er als fast so kontrastreich und etwas randschärfer einstufen. Die Farbsäume sind sehr gering.
Ein Problem bei Berg- oder Küstenwanderungen (in Schottland) ist die extrem hohe Intensität des Lichts. Selbst wenn ich die Sonne im Rücken hatte oder es leicht bedeckt war, fiel so viel Licht von der Seite auf Okular und Brille, dass ich störende, den Kontrast mindernde, sichelförmige Reflexe im unteren Teil des Sehfeldes bekommen habe. Nicht weiter tragisch, denn ohne Brille schirmen die Augenmuscheln des FL sehr gut das Seitenlicht ab.
Walter E. Schön schrieb:
-------------------------------------------------------
> Ich bin 100%ig sicher, daß Sie dann, wenn Sie
> diesem Rat [Anm.: 8x32 Leica oder Zeiss] folgen sollten,
> nach Rückkehr von Ihrer Reise mit Begeisterung berichten
> werden, daß Sie froh sind, diesem Rat gefolgt zu sein,
> auch wenn es etwas kostspieliger wurde. Bedenken Sie auch,
> daß Sie damit noch nach der Reise für die Zukunft
> ein exzellentes „Leichtglas“ haben werden, das
> Ihrem (auch von mir hochgeschätzten) Swarovski
> 8,5x42 in der Verwendungshäufigkeit möglicherweise
> den Rang ablaufen wird.
100%ige Zustimmung zum ersten Satz. Zum zweiten: Für anstrengende Wanderungen oder den Hundespaziergang wird das Zeiss 8x32 FL sicher meine erste Wahl, für den obligatorischen Osterurlaub auf Texel im nächsten Jahr plane ich aber mit dem Swarovski EL 8,5x42 (als Universal-Glas ergänzt durch das Canon 15x50 IS). Die etwas höhere Vergrößerung des 8,5er EL macht sich nach meinem Eindruck stärker bemerkbar als die paar Meter Sehfeld, welche das Zeiss mehr zu bieten hat. Das Swarovski bleibt mein „schnellstes“ Glas; ich bin absolut sicher, die Zeitspanne vom Greifen nach dem Glas bis zum fertig fokussierten Bild mit perfektem Einblick, ist beim EL 8,5x42 am kürzesten.
Nach den gemachten Erfahrungen schließe ich mich der Empfehlung der Mehrheit an: Ein 8x32 ist ein tolles Glas zum Bergwandern!