Die präzise Bezeichnung für den Abstand der Austrittspupillenebene vom letzten Linsenscheitel (Durchstoßpunkt der opt. Achse durch die letzte Glas-Luft-Grenzfläche des Okulars) ist „Austrittpupillen-Längsabstand“ oder etwas kürzer „AP-Längsabstand“. „Längs“ dient dabei zur Klarstellung, daß nicht der Abstand zwischen den optischen Achsen beider Austrittspupillen gemeit ist, der dann analog dazu „AP-Querabstand“ heißt und auf die „Augenweite“ (Abstand zwischen den Pupillenmitten beider Augen) durch Abknicken des Fernglases um die Knickbrückenachse(n) eingestellt wreden muß.
Da in der Optik mit diesem AP-Längsabstand der OPTISCH relevante Abstand ab dem letzten Linsenscheitel gerechnet wird, in der Praxis der Fernglasbenutzer aber nicht dieser, sondern der quasi MECHANISCHE Abstand ab der Auflagefläche der Augenmuschel (vor allem für Brillenträger) relevant ist, sollten die Fernglashersteller eigentlich diesen kürzeren Abstand in ihren technischen Daten angeben, was aber keiner tut. Ich kenne den von Ihnen genannten Beitrag Herrn Meijerings nicht, bin aber ziemlich sicher, daß er diesen Abstand zwischen den End- oder (Brillen-)Auflageflächen der Augenmuschel und der Austrittspupillenebene mit „effektivem AP-Längsabstand“ gemeint hat. Ich plädiere auch seit vielen Jahren dafür, diesen Wert anzugeben, den man dann natürlich durch eine andere Bezeichnung kenntlich machen muß, z.B. als „effektiver“ AP-Längsabstand, wie es Herr Meijering getan hat, oder evtl. auch als „mechanischer“ AP-Längsabstand.
Je nachdem, wie tief der letzte Linsenscheitel unterhalb der Auflageebene (Hinterkante) der Augenmuschel liegt, ist der „effektive“ AP-Längsabstand um ca. 0,5 mm bis fast 8 mm kleiner als der Wert, den die Hersteller in den technischen Daten angeben, die daher weder zur Beurteilung ohne praktisches Ausprobieren noch zum Vergleich zwischen verschiedenen Fernglasfabrikaten oder -modellen taugt. Beispielsweise hat das Canon 10x30 IS eine konvexe letzte Linsenfläche, deren Scheitel bei umgestülpter Gummiaugenmuschel weniger als 1 mm vertieft liegt, während das Nikon 10x42 HG-L eine fast eben letzte Linsenfläche hat, die fast genau 6 mm tiefer als der hintere Rand des Gummirings der Drehaugenmuschel liegt. So ist z.B. erklärbar, daß mir der von Nikon für dieses Modell angegebene AP-Längsabstand von 18,5 mm nicht viel zu weit ist, obwohl mir auch die nur ca. 13 bis 14 mm verschiedener Leica-Modelle perfekt für meine Brille mit -5,25 dpt passen. Dagegen ist mir der etwas kürzere AP-Längsabstand des Nikon 10x42 SE von 17 mm ein wenig zu weit, weil dort die ebenfalls fast plane letzte Linsenpberfläche nur 2 mm unterhalb der relativ dünnen Gummiauflage der umgestülpten Augenmuschel liegt.
Leider braucht es viel Schubkraft, um eine so träge, von der Industrie beherrschte Institution wie den Deutschen Normenausschuß zu einer Änderung oder zumindest Ergänzung der einschlägigen DIN/ISO-Norm zu bewegen. Aber vielleicht hilft es, wenn wir hier mit vereinigten Kräften immer wieder über diese unzulängliche Kennzeichnung durch den für die praktische Anwendung wenig bis nichts sagenden „AP-Längsabstand“ (gemessen ab letztem Linsenscheitel) lästern und eine alternative oder zusätzliche Angabe eines „effektiven AP-Längsabstandes“ fordern, um wenigstens einige im Normenausschuß mitredende Hersteller dafür zu gewinnen, daß dort mal darüber nachgedacht und dann nachgebessert wird. Meine Damen und Herren von Leica, Swarovski und Zeiss, die Sie hier möglicherweise (oder besser: hoffentlich) mitlesen, ergreifen Sie bitte die Initiative zur Behebung dieser Informationslücke in der Norm und in den technischen Daten.
Walter E. Schön