Betrachten Sie diesen Beitrag nicht als Provokation. Als eifrigem Leser sind mir die Argumente gegen jedes überflüssige Gramm wohl vertraut. Doch was ist eigentlich überflüssig?
Die Familie besitzt zwei Ferngläser, ein 8x32 von Leica und mein neues 10x56 FL, gekauft um damit die Natur zu betrachten.
Ein Fernglas für 3 Personen, die Tochter war mit von der Partie, kann knapp sein, es galt also abzuwägen, noch ein leichtes Fernglas oder das Mehrgewicht.
Unsere Tour begann in Regensburg, ausführliche Stadtbesichtigung unter sachkundiger Führung durch den Schwager. Es gab alle paar Meter einen Anlaß um das Fernglas hochzunehmen. Wir waren laut Schrittzähler fast 14 Kilometer unterwegs, dabei hing das schwere Glas die ganze Zeit am Hals. Meine Frau war da sicher besser dran, aber ob sie mehr gesehen hat? Es waren die komplizierten Stellen, wo auch am Tag schon mal das Licht ausgeht, die ich mit dem FL sehr gut gemeistert habe. dazu die überlegene Qualität. Ich war am Abend rechtschaffen müde, ich kann nicht behaupten, dass der Nacken mehr gelitten hätte, der ganze Mensch war schlapp.
Am zweiten Tag haben wir es dann gemütlich gemacht. Mit dem Ausflugsboot über die Donau, Landschaft, Vögel, Donaudurchbruch, Kloster. Was macht die beste aller Ehefrauen. Leiht sich das Zeiss, weil das kleine 8x32 nicht genug zeigt, immer in der Sorge, damit gäbe es einen weiteren Horizont, der ihr verschlossen bliebe.
Wir haben einen Silberreiher gesehen, der sich fast an seinem Fisch verschluckt hätte. Er war eine ganze Weile beschäftigt, dann war es geschafft. Ich hatte dann noch das Glück und sah eine Kornweihe, die erste in meinem Leben und zu meiner Schande, ein junger Ornithologe mußte mich darauf aufmerksam machen.
Am Abend dann die kleine Hufeisen, kaum zu verfolgen, man braucht etwas Abstand, sonst ist es aussichtslos. Auch hier wurde fleissig geschwenkt bis die Arme sich beschwerten. Das nahmen wir gerne in Kauf.
Der Schwager besitzt ein Zeiss 10x30. Das ist für mich kein Glas, ich will auch in der Dämmerung und im Schatten etwas sehen. Er hat dann immer mal durch das große FL geschaut, da hat wieder jemand den Bazillus intus.
Am Sonntag Abend sind wir dann gemütlich zurück, es war gegen 20.00h, schon fast dunkel, als wir in Camberg eine kurze Rast machen wollten. Wir waren noch nicht ganz ausgestiegen, da begrüßte uns schon ein niedrig segelnder Habicht, erstaunlich, dass er noch genug Jagdlicht hatte.
Eine interessante Tour, aufgewertet durch mein schönes 10x56, schwer, aber jedes Gramm wert.
Kurt Jehlen