Juelich-Logo

 
Impressum
 
Forumregeln
 
Lupen
Mikroskope
Schulung
Messtische
Mess-Software
Mikroskopierdienst
Mikroskopservice
Sonderanfertigungen
 
Ferngläser
Spektive
Teleskope
Globen
 
Sonderposten
Veranstaltungen
Forum
Testberichte
 
AGB
Impressum
Haftungsauschluss
Datenschutzerklärung
Kontakt

 

22. März 2009 17:37
Nach dem ersten Teil: " Prolog und Vorstellung der Protagonisten, ihrer Ausrüstung und des Zubehörs" [www.juelich-bonn.com] geht's hier weiter mit dem zweiten Streich, der ja immerhin von einem Forumsmitglied mit Spannung erwartet wird...


Teil 2: Mufflons im EL 8,5x42 WB (x3) oder "Mögen die Spiele beginnen!"

Auf dem Weg in die Wälder im Norden Berlins erschienen mir bereits Visionen von Hirschen, denen ich die Halsmähne kraulen durfte, oder von Dachsen, die grunzend und schmatzend Kräuterbonbons aus meiner Hand fraßen. Aber die Realität holte mich auf schöne Art ein. Voller Freude erkannte ich eine kleine Ansammlung einziehender und vielleicht auch überwinterter Kraniche in der Nähe des Zielgebiets meiner Swarovski Jubiläumsaktion. Zweibeinig ging's auch bei der Ankunft weiter. Aus dem abgestellten Auto heraus konnte ich zwei Schwarzspechte beobachten, die spiegelsymmetrisch auf gleicher Höhe an der fast schwarzen Borke einer Kiefer sondierten. Sahen ohne Fernglas aus wie die Henkel einer Vase aus schwarzem Marmor.
Der Pirsch gehen stets Hoffnungen voraus, sie schließt jedoch auch viel Unvorhersehbares ein. Es gilt ausdauernd ruhig und leise, aber raumgreifend voranzuschreiten und immer mit allem zu rechnen, sich sofort auf neue Situationen einstellen zu können. Man möchte ja die Tiere entdecken, bevor diese einen selbst hören, sehen oder Witterung aufnehmen können. Bei der Beobachtung sollen sie nach Möglichkeit nicht gestört werden. In der ersten Stunde der Swarovski Jubiläumsaktion beobachtete ich von weitem auf Schneisen äsende Rehe und ein im Wald ziehendes Rudel Dammwild. Anpirschen oder Verfolgung wären mit der Gefahr der Entdeckung und anschließender Flucht verbunden gewesen.

Bei der Annäherung an eine Lichtung erkenne ich durch die Bäume hindurch in etwa 400 m Entfernung Mufflons! Diese Tiere sind Anfang des letzten Jahrhunderts in Mitteleuropa zur Möglichkeit der Bejagung aus Sardinien und Korsika eingeführt worden. Ursprünglich stammen sie aus dem Kaukasus und aus Gebieten in der heutigen Türkei, des Irak und Iran. Es ist das erste Mal, daß ich ein so großes und gemischtes Rudel aller Altersklassen entdecke. Dies ist nur im Winter oder Frühjahr möglich. Im Sommer ziehen die älteren Widder in kleinen Gruppen oder stehen als Einzelgänger abseits. Nun gilt es abzuwägen zwischen dem innigen Wunsch der Beobachtung der Wildschafe und dem Risiko des Störens der Tiere. Der kräftige und in Böen starke Wind steht mir im Gesicht, sie können keine Witterung von mir aufnehmen. Ich entscheide mich, im Schutz von Bäumen, Unterholz und Bodenwellen möglichst geräuschlos anzupirschen. Dazu muß ich mich tief gebückt, oft im 'Entengang' und manchmal auch auf allen Vieren im 'slow motion mode' der Waldwiese nähern. Dies gelingt - auf den letzten Metern zum Rand der Lichtung sogar in Deckung jagdlicher Infrastruktur in Form einer Sichtschutzwand mit Sehschlitzen - nach 15 Minuten schweißtreibender Akrobatik und wohl einem halben Teelöffel Kniescheibenabrieb ganz hervorragend. Mein Herz schlägt ordentlich nach der Anstrengung, aber auch voller Freude, denn die Tiere haben nichts gemerkt und befinden sich direkt vor meiner Optik, leider im vollen Gegenlicht der nachmittäglichen, noch relativ tief ziehenden Sonne, aber mal ehrlich: Was macht das schon aus? Nicht viel, zumindest nicht, wenn man das Glück hat, mit einem Swarovski EL Fernglas beobachten zu können! Vielleicht liegt es daran: Wer es seit 10 Jahren gewohnt ist im Rampenlicht zu stehen, dem kann selbst härtestes Gegenlicht nichts mehr anhaben.

Im EL kann ich fast das ganze Rudel überblicken. Zwölf Mufflons äsen in einer gemischten Gruppe aus Schafen, Jungtieren und Widdern auf einer Waldwiese. Lämmer sind noch keine dabei. Sie bewegen sich langsam aber kontinuierlich und interagieren zuweilen. Es gibt ein junges Schaf, welches immer wieder von einem Widder mit sanften aber bestimmten Stößen des Gehörns gegen die hinteren Keulen ein Stück weit verscheucht wird. Mit dem Hinterlauf kratzt sich ein anderes Schaft am Ohr, wobei es fast umfällt und die abrupte Auffangbewegung kurzzeitig in direkter Nähe befindliche Tiere alarmiert. Der größte und wohl auch älteste Widder liegt später am Rand des Rudels und scheint zu wachen. Oft steht er auf und flemt ausgiebig in alle Richtungen, auch in meine, aber da hat er kein Glück, da der Wind böig aus seiner Richtung auf mich zuweht. Bei der stationären Beobachtung des großen Rudels erfreut mich die schöne Randschärfe und das ordentliche Sehfeld des EL 8,5x42 WB. Sie machen es möglich, den größten Teil der Gruppe im Blick zu haben und dabei immer wieder auch ohne Bewegung des Glases, und der damit verbundenen Verschiebung des Bildausschnitts, nur durch leichtes Augenrollen die Tiere am Rand beobachten zu können. Bildschärfe, Kontrast und Einblickverhalten sind ja bekanntermaßen Spitzenklasse, von der hervorragenden Haptik und der mechanischen Qualität ganz zu schweigen. Die einzigen Kritikpunkte betreffen die Augenmuscheln, die seitlich schlecht gegen Lichteinfall abdichten, was in fast allen Beobachtungssituationen am Tage für mehr oder weniger störende Reflexe im Okular sorgt. Vielleicht kann Swarovski ja nachrüstbare Augenmuscheln mit Seitenlichtblende für die alten ELs anbieten, solche wie es sie beim Steiner Discovery gibt. Das Seherlebnis würde wohl nocheinmal beträchtlich gesteigert, da neben den Reflexen auch die Ablenkung durch die Umgebungshelligkeit abgestellt werden könnte und sich der Beobachter, gleich dem nächtlichen Astronom, komplett auf sein Objekt bzw. dessen Bild konzentrieren könnte. In meinen Augen könnte bei gleichem AP-Längsabstand der Auszug sogar noch leicht verlängert werden, da ich für bestes Sehen nur recht leichten Kontakt zu den Augenmuscheln haben darf und somit nicht die stabilste Anlage am Gesicht nutzen kann. Die fehlenden Zwischenrasten der Augenmuscheln, die ich persönlich als normalsichtiger Nichtbrillenträger nur bei der Benutzung des Zeiss Mono 3x12 als Tripler am 8,5x42 EL vermisse, sind der letzte Kritikpunkt.

Warum nun 25,5-fache Vergrößerung mit einer aus 42 mm Öffnung resultierenden mickrigen AP von knapp 1,65 mm, mit Tunnelblick, aber einem recht scharfen, nur leider etwas flauem Bild mit leichten Abstrichen beim Kontrast, wenn man doch das schönste EL dabeihat und es pur genießen könnte? Ganz einfach. Wachsendes Interesse am Beobachtungsobjekt und damit verbundener Sortier- und Zähltrieb, wie einst bei der Kranichbeobachtung [www.juelich-bonn.com], bei der allerdings ein Spektiv dabei war. Im EL fällt es mir anfangs schwer das Geschlecht der Tiere sicher zu erkennen und deren Alter einzuordnen. Sind dies nun Ohren oder kurze Hörner? Wo liegt die Grenze zwischen großem Schafsgehörn und kleinen Widderhörnern? Haben die kleineren Tiere überhaupt Hörner? Fragen über Fragen, denen es mit verdreifachter Vergrößerung auf den Grund zu gehen galt. Das Anbringen des Zeiss 3x12 ist bei Benutzung des Adapterrings für die Zeiss FL-Gläser denkbar einfach. Das Mono vorsichtig durch den Gummirand der ganz herausgezogenen EL-Augenmuschel einschieben - bis es nicht mehr sanft weitergeht. Beherztes Nachdrücken, eine Zehntel Schrecksekunde und 'plop' liegt das Mono bzw. der Adapterring sauber auf der Okularfassung des EL auf. Nun den Auszug der EL-Augenmuschel durch Hineindrehen noch soweit verkürzen, bis das Mono auch in Längsrichtung elastisch geklemmt wird. Diese Stellung kann sich jedoch wegen fehlender Raststufen beim Hantieren relativ leicht verstellen und sollte hin und wieder kontrolliert werden. Man muß darauf achten, daß der Auszug des Monos selbst ganz hineingedreht ist, ansonsten verliert man enorm an Nahgrenze und Überhub(?). 25,5-fach und Mini-AP kann ich nur dann vernünftig nutzen, wenn ich stabil auflege. Dazu lehne ich mich bequem mit den Unterarmen gegen die Sichtschutzwand und stütze die Kombi direkt auf ihr ab. 'Auflegen', 'Anlehnen', 'Drüberschauen' und 'Durchsehen'(durch die Sehschlitze) sind bei dieser jagdlichen Einrichtung offensichtlich nicht verboten, im Gegensatz zum 'Betreten' der Ansitze.

Aber zurück zu den Beobachtungsergebnissen: Auch die Schafe tragen Hörner, die deutlich kleiner, kürzer und spitzer als die zum Teil mächtigen, kreisförmig gebogenen und mit Querwülsten gerippten dicken 'Schnecken' der Widder sind. Zwei Jungtiere aus dem letzten Jahr erkenne ich. Sie sind die kleinsten der Gruppe, allerdings bald fast so groß wie kleinere Schafe, haben noch ein etwas helleres, fast einfarbiges, braunes Fell, mit schwächerem Kontrast zur weißen Zeichnung und tragen noch kein Gehörn. Nach kurzer Zeit glaube ich sie ihren Muttertieren zuordnen zu können. Die erwachsenen Schafe sind kleiner als die Widder, tragen jedoch allesamt Hörner, ein etwas fahles Haarkleid in hellerem Braun als die Widder mit deutlich sichtbarem, weißen Spiegel, sowie weißer Rumpfunterseite und weißen Innenseiten der Beine. Die Vorderseite der Schnauze ist ebenfalls weiß. Einige von ihnen sind offensichtlich trächtig, im fortgeschrittenen Stadium. Ein größeres Schaf mit entsprechendem Gehörn, vielleicht handelt es sich um das Leitschaf des Sommerrudels, ist sehr wachsam, scheint ebenfalls häufig zu sichern und bildet beim Ziehen die Nachhut. Es ist eine der beiden Mütter. Die drei Widder geben eine imposante Erscheinung ab. Neben dem kapitalen Gehörn, sind sie größer und von deutlich kräftiger Statur, auch im Vergleich zu hochträchtigen Schafen. Das Haar ist an einigen Stellen schon kräftig rotbraun, überwiegend aber noch dunkelbraun gefärbt und bietet damit einen deutlichen Kontrast zur weißen Zeichnung, welcher durch dunklere Begrenzungsstreifen zwischen der braunen Ober- und weißen Unterseitenfärbung des Rumpfes verstärkt wird. Die beiden älteren Widder zeigen ganz deutlich einen ebenfalls fast weißen Sattelfleck auf dem Rücken, der beim jüngeren Widder schwächer ausgeprägt ist. Beim Wechsel zwischen den EL-Tuben 'oben ohne' und 'oben mit' wird eindrucksvoll deutlich, was der Tripler an Kontrast und Sehfeld kostet, aber auch, was er an Detailerkennung bringt! Dem ungeübten Beobachter hilft die hohe Vergrößerung am Beginn sich in die Unterscheidungsmerkmale einzusehen und nach einer Phase der Eingewöhnung nimmt man dann die wichtigen Merkmale oft auch bei geringerer Vergrößerung und komfortablem, binokularen Beobachten ganz deutlich war. Ganz am Anfang war ich mir beim jüngsten Widder nicht ganz sicher mit der Geschlechtszuordnung, aber die erfolgreiche Suche mit 25,5-facher Vergrößerung nach den Zeugen mufflonischer Männlichkeit, den Testikeln, konnte jede Unsicherheit ausräumen. Eine weitere Minderung der Bildqualität durch die Kombination mit dem Tripler erschien mir in verstärkter Bildfeldwölbung, die - so kam es mir vor - nicht ganz konzentrisch zum Bildfeldzentrum auftrat. Wahrnehmung ist immer subjektiv, vielleicht lag es an der Bildfeldwölbung des Zeiss Mono und seiner nicht ganz korrekten Ausrichtung am EL-Okular. Der Swaro Schraubbooster sollte hier nicht nur wegen der sicheren Befestigung, sondern auch wegen der geringeren Vergrößerung Vorteile haben, da die Tripler-Lösung mit 25,5-facher Vergrößerung schon hohe Anforderungen an den Beobachter und sein Akkommodationsvermögen stellt.

Dem Lauf der Sonne folgend, wirft die gegenüberliegende Waldkante ihren Schatten immer länger auf die Lichtung. Die Mufflons scheinen das nicht zu mögen und ziehen langsam an den noch immer sonnigen rechten Rand der Waldwiese.

Aber wie weit befanden sich die Mufflons entfernt?


...damit und mit anderem geht's im Teil 3 weiter.

Jan Münzer
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Swarovski Jubiläumsaktion(extended version) - Teil 2: Mufflons im EL 8,5x42 WB (x3)

Jan Münzer 7786 22. März 2009 17:37

"Vielleicht kann Swarovski ja nachrüstbare Augenmuscheln mit Seitenlichtblende für die alten ELs anbieten..."

Labrador 2444 22. März 2009 21:52

Zwei Engel für's EL, oder immerhin Engelsflügel gegen das Seitenlicht.

Jan Münzer 2078 22. März 2009 22:19

Spezialaugenmuscheln Swarovski EL

Dick van den Berg 2231 22. März 2009 22:43

Das nenne ich Service!

Jan Münzer 2153 22. März 2009 23:11

Entweder die Augenmuscheln sind geändert worden , oder ich habe Sie falsch informiert.

Dick van den Berg 2518 28. März 2009 17:47

Freut mich für Ihre Augen. Ich warte noch auf eine Antwort vom Swarovski-Kundenservice.

Jan Münzer 1872 28. März 2009 18:53

Zu Ihren Fragen

Dick van den Berg 1873 28. März 2009 19:37

Reflexe im EL 8,5x42 und damit verbundene Reflexionen.

Jan Münzer 2083 29. März 2009 09:33

Mehrere Anwender und Sonnenbrille; daran habe ich nicht gedacht

Dick van den Berg 1875 29. März 2009 11:02

Bino Sharing - Zwei Seiten einer Medaille.

Jan Münzer 1881 29. März 2009 14:35

Re: Bino Sharing - Zwei Seiten einer Medaille.

OhWeh 1819 30. März 2009 13:36

Re: Bino Sharing - Zwei Seiten einer Medaille.

marc champollion 1875 02. April 2009 00:30

Lernfähigkeit der Freundin nicht unter- und eigene Leidensfähigkeit nicht überschätzen!

Jan Münzer 1929 02. April 2009 06:21

Zu den Antworten von Swarovski und Erinnerung an Ihren Bericht

Jan Münzer 2179 05. April 2009 19:41

Schnell - schneller - am schnellsten ( betrifft EL-Augenmuscheln )

Dick van den Berg 1852 05. April 2009 20:30

Ernst Mach, Ole Rømer und Albert Einstein - Schnell genug. Bonus gesichert!

Jan Münzer 1827 05. April 2009 21:43

Fotos von Spezialaugenmuscheln gegen einfallendes Seitenlicht für Swarovski EL Ferngläser im Forum Astrophotographie eingetragen.

Dick van den Berg 1862 06. April 2009 17:29

Herzog hätte wahre Freude an Ihren Werken!

Jan Münzer 1968 06. April 2009 20:36

Wer ist Herzog?

Dick van den Berg 1788 07. April 2009 19:00

Herzog hat ebenfalls Interesse an Schwarz-Weiß-Fotografie und anderem...

Jan Münzer 1945 07. April 2009 19:32

Geht es um diese Augenmuscheln?

pepe 1937 05. April 2009 21:44

Die Weisheit der Massen - Wahnsinn! - und die Swarovski-Tragödie.

Jan Münzer 1940 05. April 2009 22:19

Da hab ich sie doch tatsächlich noch gefunden...

pepe 1827 05. April 2009 23:14

Wenn Sie jetzt noch nach Nordamerika zur Abholung reisen würden...

Jan Münzer 1944 05. April 2009 23:54

Re: Wenn Sie jetzt noch nach Nordamerika zur Abholung reisen würden...

pepe 1774 06. April 2009 00:03

Kontaktieren Sie Swarovski Deutschland

Walter E. Schön 2854 28. März 2009 19:52

EL-Augenmuscheln gegen störenden Seitenlichteinfall.

Dick van den Berg 1937 22. März 2009 22:31



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen