Sehr geehrte Fernglasfreunde!
Mir standen für ca. 1 Woche leihweise die beiden (8x und 10x) neuen Kowa Genesis 33 Ferngläser zur Verfügung, und ich möchte an dieser Stelle gerne meine Eindrücke teilen.
Die technischen (Hersteller-)Daten kann man bei Kowa oder beim deutschen Distributor Acctiver nach schauen, daher gleich zur Sache.
1) Lieferumfang
Eine hübsche schwarze, recht dünne, leicht gepolsterte Cordura Schutztasche (leider) ohne Gürtelschlaufe, wo das Genesis 33 sowohl quer als auch längs hinein passt. Ein guter Tragegurt aus Neopren-Material, der sich angenehm tragen lässt und relativ breit im Nackenteil ist. Okularabdeckungen, welche anständig sitzen (im Gegensatz zu jenen vom Kowa XD44), Objektivdeckel und ein Mikrofasertuch komplettieren den Lieferumfang. Über die Anleitung (ein besserer Beipackzettel) hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens.
2) Verarbeitung und Haptik
Die Verarbeitung kann man mit einem Wort beschreiben - tadellos. Man hat den Eindruck das dieses Fernglas für die Ewigkeit gebaut wurde - einfach extrem robust (nichts wackelt oder klappert). Das Gehäuse ist sehr dick dunkelgrün gummiert und das Fokussierrad besteht aus Aluminium(?) mit Kreuzriffelung für griffige und einfache Handhabung, selbst mit Handschuhen. Anfangs war das Fokussierrad für meinen Geschmack etwas zu schwergängig, aber dies besserte sich nach einigen Tagen. Die Abdeckung für den Stativanschluß(!) ist aus Kunststoff und besitzt ein ausreichend langes Gewinde um es gut fest ziehen zu können.
Das Glas liegt exzellent in den Händen und lässt sich notfalls auch mit einer Hand bedienen (selbst mit Handschuhen). Das Gewicht des nackten Fernglases beträgt laut Küchenwaage 588 Gramm für das Genesis 33 10x bzw. 590g für das Genesis 33 8x. Die Gummierung ist sehr angenehm und äußerst griffig, wobei eine etwas zu tief geratene Daumenmulde auf der Unterseite den Tragekomfort merklich erhöht. Die Gummierung riecht auch nicht unangenehm, was man nicht bei vielen fabrikneuen, gummierten Ferngläsern behaupten kann. Die Ösen für den Tragegurt sind dort wo sie hingehören und stören beim Halten des Glases in keinster Weise. Vom äußeren Eindruck her macht das Kowa Genesis 33 einen erstklassigen Eindruck und braucht sich nicht hinter der deutschen bzw. österreichischen Konkurrenz zu verstecken. Die zierliche Eleganz eines Leica Ultravid (HD) erreicht das Genesis allerdings nicht, aber Geschmäcker sind Gott sei Dank verschieden. Wenn man etwas am Genesis 33 kritisieren kann, dann ist es der Dioptrienring, der einerseits manchmal nur mit sanfter Gewalt nach oben geht und sich dann andererseits etwas eiernd stufenlos in Plus/Minus (genauer Einstellbereich nicht bekannt, evtl. +-3 Dioptrien) Richtung drehen lässt.
3) Praktische Bedienung
Die abgerundeten, weichen Okulare (viel besser als beim Kowa XD44) besitzen vier rastbare Stufen und verbleiben auch bei stärker ausgeübten Druck stets in ihrer Position. Der Einblick fällt leicht und man hat schnell den richtigen Augenabstand eingestellt, wobei die Knickbrücke für meinen Geschmack genau die richtige Schwergängigkeit hat. Der Dioptrienring wird hochgeschoben und dann dreht man in die eine oder andere Richtung um im Bereich von plus/minus x Dioptrien die Anpassung an seine Sehschwäche vorzunehmen. Die Skalierung besteht nur aus ein paar Punkten auf der Gummierung und wie deren Unterteilung ist bleibt das Geheimnis von Kowa. Hat man schlussendlich die korrekte Position gefunden schiebt man den Dioptrienring wieder runter und er wird sich von alleine wohl sein Leben lang nicht verstellen.
Um das Glas von Nah bis Unendlich scharf zu stellen benötigt man ungefähr eine ganze Umdrehung der Fokussierwalze. Die Nahgrenze beträgt weniger als 1,5m, wobei es unterhalb von 2m doch arg anstrengend ist längere Zeit zu schauen (für solche Zwecke ist das Pentax Papilio viel besser geeignet – fast eine Universallupe).
4) Optische Qualtäten
Beim ersten Blick durch das Gensis 33 fällt sofort auf wie gut das Fernglas optisch ist. Die Sehfelder von über 140m beim 8x bzw. 119m beim 10x geben einen viel zu gucken und die Farbwiedergabe ist neutral ohne jeglichen Farbstich. Das Bild ist fast bis zum Rand scharf, lediglich im äußersten Bereich kann man eine leichte Unschärfe. Der klassische Sternentest (ab wo diese nicht mehr punktförmig abgebildet werden) bestätigte den Eindruck vom Tage - etwa 85 Prozent sind scharf und die restlichen 15% am Rand eben nicht. Die Brillianz (Kontrast) und Schärfe des Genesis 33 ist ausgezeichnet und ich konnte keinerlei Unterschiede zu meinem Zeiss Dialyt 8x30 B/GA T* (Baujahr 2002) feststellen, welches ich vergleichsweise heranzog. Ein Globuseffekt beim Schwenken des Fernglases ist zwar vorhanden, aber zumindest meiner Meinung nach nicht störend.
Die große Domäne der Kowa Genesis 33 sind die nicht vorhandenen Farbsäume bei hohen Kontrastkanten. Wie schon beim Kowa XD44 lassen auch die Genesis 33 in dieser Hinsicht die Konkurrenz weit hinter sich, wobei ich an dieser Stelle einmal anmerken möchte das das Zeiss Dialyt 8x30 B/GA T* (Baujahr 2002) weniger Farbsäume zeigt als ein aktuelles Zeiss Victory 8 x 32 T* FL. Weder beim klassischen Laternentest (eine Straßenlampe knapp außerhalb des Sehfelds) noch bei starkem Gegenlicht (Achtung! Nie direkt in die Sonne schauen!) offenbaren die Kowa Genesis 33 nennenswert sichtbare Reflexe, da kann das Zeiss Dialyt 8x30 B/GA T* nicht mehr mithalten.
Insgesamt sind die Kowa Genesis 33 was die optischen Eigenschaften angeht auf gleicher Höhe wie Leica/Swarovski/Zeiss - bei der Unterdrückung von Farbsäumen sogar einsame Spitze.
5) Fazit
Persönlich hat mich das neue Kowa Genesis 33 voll und ganz überzeugt. Sollte ich in die Verlegenheit kommen mein Zeiss Dialyt 8x30 B/GA T* ersetzen zu müssen, so würde ich ohne zu Zögern zum Kowa Genesis 33 greifen (wg. meiner natürlichen Handunruhe zum 8x). Nicht wegen dem immer noch deutlichen Preisvorteil gegenüber der Konkurrenz, sondern weil hier einfach das Gesamtpaket stimmt. Man kann Kowa nur alles denkbar Gute für die Zukunft wünschen und evtl. darauf hoffen, das es eines Tages auch eine Genesis 55 Serie geben wird.
Grüße
Mick
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 22.02.09 13:11.