Die automatische Scharfeinstellung der Digital-Kompaktkameras funktioniert ohne Spektiv ziemlich zuverlässig und läßt daher die Anwender solcher Kameras am Spektiv leider im guten Glauben, ähnliche Zuverlässigkeit auch da zu erzielen. Dabei kann folgender fataler Fehler auftreten, der möglicherweise auch Ihnen, Herr Petermann, die zwei unscharfen Ergebnisse unter 15 Aufnahmen beschert hat:
Ohne Spektiv „sieht“ die Digital-Kompaktkamera alle Gegenstände in einem Abstand zwischen unendlich und weniger als 1 m und kann sie dann, sofern die Nahgrenze der AF-Einstellung nicht unterschritten wurde, scharf aufnehmen.
Durchs Spektiv „sieht“ die Kamera aber unter Umständen das Bild „jenseits von unendlich“, was soviel bedeutet, daß die von jeweils einem Gegenstandspunkt kommenden Strahlen weder parallel verlaufen, noch zur Kamera hin divergieren, sondern konvergieren! Und darauf kann das Kameraobjektiv nicht mehrscharfstellen, weil es dann nämlich über die Unendlich-Position hinaus nach der anderen Seite als für den Nahbereich verstellt werden müßte. Dieser Fall tritt dann ein, wenn ...
1. der Beobachter aufgrund einer unkorrigierten Weitsichtigkeit (Ãœbersichtigkeit) visuell fokussiert hat oder
2. aus Unachtsamkeit ungenau auf einen näheren Gegenstand als den, der scharf abgebildet werden sollte, fokussiert hat.
Es gibt aber einfache Abhilfe:
1. Wer weitsichtig (übersichtig) ist, sollte beim visuellen Fokussieren für Digitalaufnahmen unbedingt mit Brille oder Kontaktlinsen arbeiten.
2. Und immer, ob fehlsichtig oder nicht, ist es ratsam, im Zweifelsfalle visuell lieber auf eine minimal größere als kleinere Entfernung zu fokussieren, die beste Schärfe also eher hinter das Hauptmotiv als davor zu legen. Die Kamera kann dann den Fehler leicht korrigieren, weil zum Nahbereich hin ein großer Spielraum existiert. Sie kann aber nicht im umgekehrten Falle korrigieren, weil über unendlich hinaus der Spielraum 0,0000.. beträgt, also GAR KEINER vorhanden ist.
Walter E. Schön