1. Wenn ein Hersteller technische Daten nennt, die bei der Kaufentscheidung eine wichtige Rolle spielen (können), falsch angibt, und zwar offensichtlich nicht aus Versehen, sondern wohl um die Lüge wissend, dann muß es erlaubt sein, dies zu kritisieren. Und wenn der Hersteller darauf nicht reagiert, sondern sich taub stellt, dann erst recht.
2. Wenn ein solches Fehlverhalten angeprangert wird, handelt es sich nicht um ein „Herunterschreiben“, wie Sie es nennen. Das wäre dann der Fall, wenn man ein Produkt schlecht darstellt, obwohl es gar nicht schlecht ist. In diesem Falle kann jedermann nachprüfen, daß meine Kritik berechtigt ist und der Hersteller irreführende Angaben gemacht hat. Wenn Sie meinen, jemanden kritisieren zu müssen, dann sollten Sie den Hersteller kritisieren, der Ihnen als (offensichtlich: Canon-)Händler mit solchen Falschangaben Probleme bereitet.
3. Wenn Sie der Meinung sind, daß es auf 5 mm mehr oder weniger AP-Durchmesser nicht ankommt (Zitat: „Glauben Sie im Ernst, dass irgendein Käufer die 5 mm Blende interessiert, wenn das Glas sonst perfekt ist?“), dann frage ich mich, wie Sie als Händler gegenüber dem Kunden argumentieren, wenn es um die Entscheidung zwischen z.B. einem 8x32- und einem 8x42-Fernglas geht. Sagen Sie ihm dann auch, daß es auf das Mehr an Öffnung bzw. AP gar nicht ankommt?
4. Daß es nicht im „Herunterschreiben", also Niedermachen eines Produktes geht, sehen Sie doch daran, daß ich in meinem kritischen Beitrag doch ausdrücklich die ansonsten sehr guten bis hervorragenden Eigenschaften nicht verschwiegen, ja nicht einmal nur nebenbei erwähnt, sondern sogar betont habe. Sie dürfen nicht nur einen aus dem Zusammenhang gerissenen Satz, sondern müssen den gesamten Kontext lesen.
5. Was den Wassereinbruch betrifft, so habe ich Canon deswegen mit keinem Wort kritisiert, sondern den Schreiber des Vorfalls gebeten, die Reaktion von Canon mitzuteilen, damit wir wissen, wie Canon sich in solchen Fällen verhält. Gerade bei einem Fernglas dieser Preislage ist es schon interessant, das zu erfahren. Von Leica, Swarovski oder Zeiss weiß man, daß deren Kundendiest sich diesbezüglich korrekt und oft darüber hinaus kulant verhält. Bei Canon liegen im Fernglasbereich diesbezüglich kaum Erfahrungen vor (was natürlich nicht heißt, daß Canon sich inkorrekt oder unkulant verhielte), so daß entsprechende Informationen erwünscht sind.
6. Wenn Sie ein seriöser Händler sein wollen, sollten Sie nicht versuchen, Mängel oder Fehler zu verschleiern oder Kritiker mundtot zu machen. Der Käufer, der soviel Geld ausgibt, hat ein Recht darauf, vor dem Kauf nicht nur die guten Eigenschaften des Produktes zu erfahren, sondern auch dessen eventuelle Schwächen. Nur dann kann er sich richtig entscheiden und abwägen, ob bei dem von ihm geplanten Einsatzbereich die evenuellen Mängel ein Risiko oder ein Nachteil sind oder ob sie angesichts der Vorteile des Produkts akzeptierbar sind. Der seriöse Händler sollte seinen Kunden aufklären und nicht das Produkt (z.B. auch durch Verschweigen von Nachteilen oder Mängeln) schönreden.
Walter E. Schön