Genau diese Ansicht, Canon sei ein seriöses Weltunternehmen und habe so etwas nicht nötig, hat wohl bisher zu dem blinden Vertrauen geführt und die falschen Angaben deshalb unentdeckt gelassen. Ich habe die AP an zwei verschiedenen Exemplaren nachgemessen. Es handelte sich also nicht um eine aus welchen Gründen auch immer irgendwie aus dem Ruder gelaufene Exemplarstreuung. Ich habe die Messung mit Hilfe eines Mikroskops sehr genau vorgenommen, aber man kann das auch ganz einfach mit jedem zugänglichen Mitteln nachmessen: Drücken Sie das Fernglas mit den Objektiven gegen eine Fensterscheibe (oder lassen Sie das von einer anderen Person machen, damit Sie fürs Messen beide Hände frei haben). Dann halten Sie ein transparantes Lineal mit Millimeterteilung hinter einem Okular an die als helles Scheibchen in der Luft schwebende Austrittspupille, und Sie werden zumindest grob abschätzen können, daß die AP nicht 4,2 mm groß, sondern deutlich kleiner als 4 mm ist, nämlich (bei genauem Hinschauen) 3,7 mm.
Beachten Sie oder besser Ihre Lehrer, daß es nicht auf den freien Durchmesser der Objektivlinsen ankommt. Der ist in der Tat korrekt 42 mm. Aber die einige Zentimeter dahinter angeordneten, ebenfalls kreisrund geöffneten Vari-Angle-Prismen lassen von dem 42 mm dicken Lichtstrahlenbündel, das von den Objektiven durchgelassen wird, eben nur ein engeres Bündel von 37 mm Durchmesser durch! Entscheidend ist die in der Eintrittspupillenebene gemessene effektive Öffnung für das VOM GESAMTEN FERNGLAS durchgelassene Strahlenbündel.
Daß solche Falschangaben nicht zu Canon passen, finde auch ich, aber das ändert nichts am Faktum, daß es sich um Falschangaben handelt. Und da Canon hierzu trotz Nachfrage schweigt, ist ein weiteres schlechtes Zeichen! Ich bin sicher, daß man auch bei Canon nicht nur aufgrund meines Anrufs davon weiß, sondern wohl auch hier die betreffenden Beiträge gelesen hat. Das sollte einen seriösen Hersteller, der glaubwürding bleiben will, dazu veranlassen, den Fehler einzugestehen und in den Veröffentlichungen (Datenblätter, insbesondere im Internet, wo die Korrektur sehr schnell erfolgen könnte!) zu berichtigen. Schweigen – und hoffen, daß Gras darüber wächst – ist die falsche Reaktion. Und ich werde nicht nachlassen, den Finger immer wieder in die Wunde zu legen, bis Canon richtig reagiert.
Zu Ihrer Frage, ob ich das Canon 10x42 L IS WP schon gegen das SLC (Sie meinen sicher das 10x42 SLC?) getestet habe: Nein, ich hatte bisher keine Möglichkeit zu einem direkten Vergleich. Aber ich besaß schon ein Sawrovski 10x42 SLC, ein 7x42 SLC und ein 10x50 SCL, kenne also diese Serie und speziell auch dieses Modell 10x42 SLC sehr gut aus eigener Erfahrung. Nur hatte ich damals noch kein Canon 10x42 L IS WP, und nun, da ich zwei solche Modelle habe, habe ich die SLCs nicht mehr. Aber ich habe ein Swarovski 8,5x42 EL und andere 8x42 oder 10x42-Gläser der anderen Tophersteller (Leica, Zeiss, Nikon HG-L und SE) zum Vergleichen. Und da sehe ich, daß das Canon 10x42 L IS WP optisch nicht nur gut mithalten kann, sondern zum Teil noch etwas besser ist (Randschärfe, Bildfeldebnung). In der Transmission ist es zwar ein wenig unterlegen, aber nicht so, daß mal viel davon merkt (die kleinere AP hat im Dämmerungsverhalten den größeren Einfluß). Kontrast, Streulicht- und Reflexanfälligkeit, Verzeichnung, Farbtreue (kaum merklicher Warmton) usw. sind auf untadeligem Spitzenniveau.
Sie sehen, ich habe grundsätzlich eine sehr gute Meinung von diesem Fernglas, und gerade deshalb bin ich so enttäuscht von der nicht den Herstellerangaben entsprechenden AP- und Öffnungsgröße und dem Schweigen von Canon zu diesem Thema.
Walter E. Schön