Der Sohn bekam zu Weihnachten das gewünschte Fernglas, was durchaus in meinem eigenen Interesse war, mit 11 Jahren kann man den Wert eines teuren Zeiss nicht einschätzen.
Als zufriedener Vixenbesitzer, Vixen VMC200L auf Sphinx, lag es nahe, dass ich mir einmal deren Fernglasangebot etwas genauer ansehen würde, so wurde es dann das Atrek.
Darf man ein Premiumfernglas mit einem Einsteigermodell aus unbekannter Schmiede ( made in China ) überhaupt vergleichen? Hier ist mein Versuch.
Bestimmung der AP:
Als Mittel aus mehreren Werten ergibt sich für
Zeiss: 5,22 mm
Vixen: 5,30 mm
Die Bestimmung der EP gestaltet sich schwieriger:
Zeiss: 42,1 mm
Vixen: 41,6 mm
daraus ergeben sich dann die folgenden Vergrößerungen:
Zeiss: 8,06
Vixen: 7,85
Ich denke, diese Differenz darf man vernachlässigen
Transmissionsabschätzung nach Walter E. Schön:
Zeiss weitgehend neutral, vielleicht ein Hauch in Richtung blauweiß.
Vixen mit grünbrauner Verfärbung, insgesamt dunkler.
Gegenprobe als Beobachtung von Schnee:
Zeiss bestätigt die Tendenz nach blau im Wechsel Fernglas-Auge
Vixen zeigt den Schnee stumpf und etwas schmutzig, wieder im Wechsel Fernglas Auge.
Auflösung als Leseprobe bei schwarzer Schrift auf weissem Grund:
Zeiss erlaubt Lesen bei ca. 12 % größerer Entfernung.
Zeiss ist in der Lage, die notwendige Schärfe über ein größeres Feld zu halten.
Sehfeldbestimmung:
Zeiss hat ca. 10% mehr Sehfeld
Verzeichnung:
Beide folgen der gleichen Philosophie, gerade Hauskanten werden zum Rand hin gebogen, stärker beim Zeiss, immer noch sichtbar beim Vixen.
Gegenlicht:
Zeiss zeigt sich wenig beeindruckt, Vixen Atrek taucht das ganze Bild in einen hellen Schleier.
Reflexe, Sonne in der Fahrradklingel, beeindrucken das Zeiss überhaupt nicht, reduzieren beim Atrek die Erkennbarkeit durch Überstrahlen der benachbarten Regionen.
Handhabung:
Zeiss mit hochwertigen Augenmuscheln, sauberer Verarbeitung, gleichmäßig laufendem Antrieb, Dioptrienausgleich durch Herausziehen des Triebknopfes.
Vixen mit harten und unglüclich geformten Augenmuscheln, routinierte Verarbeitung mit kleinen Unzulänglichkeiten, ungleichmäßig fest laufender Antrieb mit geringem Spiel beim Richtungswechsel, sehr stramm laufender Dioptrienausgleich am Okular.
Zubehör:
Beide Ferngläser mit Tragriemen, Tasche und Taschentragriemen. Vixen mit einfacher Verpackung ohne Eindrückreserve, Zeiss mit großer Umverpackung und sehr hochwertigem Zubehör
Mein Fazit:
Man kann mit dem Atrek 8x42 HR durchaus zufrieden sein, wenn man Vergleiche mit Spitzenferngläsern vermeidet. Es gibt im direkten Vergleich eigentlich keine Position, bei der das Zeiss nicht viel besser abschneidet, aber wenn man den Augenring der Amsel betrachten möchte, so geht das natürlich auch und ebenso kann man auch einen Blick auf die Plejaden werden und sich an deren Anblick erfreuen.
Wenn unser Sohn ein besseres Fernglas haben möchte, dann wird er sich dieses zusammensparen müssen, vermutlich hat er aber weit wichtigere Wünsche und so wird es für eine lange Zeit beim Atrek bleiben. Ich denke nicht, dass er damit viel versäumen wird.
Oliver Maas