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Kraniche im Diascope 65 FL – Teil II: Optische Ausrüstung

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30. August 2008 00:53
Während im ersten Teil meines Berichts das Beobachtungserlebnis und das Interesse für die Vögel im Vordergrund stand [www.juelich-bonn.com], möchte ich im zweiten Teil meine Erfahrungen mit der verwendeten optischen Ausrüstung darstellen. Dazu werde ich keine präzise, oder vergleichende Beschreibung der optischen und mechanischen Eigenschaften abliefern, sondern vielmehr die für mich relevanten Aspekte im alltäglichen Umgang mit einer leichten und transportablen Beobachtungsoptik behandeln.
Da ich vor der Kranichbeobachtung nicht genau wußte, wie anstrengend der Anmarsch werden wird, welche Beobachtungsentfernungen überbrückt werden müssen und wie das Wetter sich entwickelt, habe ich mich für die im Folgenden beschriebene, leichte, aber beanspruchbare Tagausrüstung mit Wechselokularen entschieden.
Aufgrund des Umfangs wird das weitere Zubehör - Stativ, Stativkopf, Spektivtasche und Transportrucksack in einem weiterem, dem dritten Teil beschrieben.


Das Spektiv - Diascope 65 FL mit 45°-Einblick

...ist eine sichere Bank für alle, die ein robustes, aber trotzdem leichtes, dabei kompaktes und mit einigen Einschränkungen einfach zu handhabendes Spektiv mittlerer Öffnung in hoher optischer Qualität, gepaart mit solider Mechanik und in ordentlicher Verarbeitung tagsüber auf Wanderungen, oder bei längeren Anmärschen und auf Reisen einsetzen möchten. Aber auch für einfache astronomische Beobachtungen eignet sich die Variante mit Schrägeinblick gut. Das Diascope 65 FL ist mit ca. 300 mm Länge und 1.100 g Gewicht bestens für das Handgepäck geeignet. Bis auf das nicht wasserdichte Vario-Okular, den bei tiefen Temperaturen schwergängigen Grobtrieb der Fokussierung und den bei Kälte unangenehmen Metallkörper ist es (all)wettertauglich.
Die partielle Gummierung an der Unterseite des Prismengehäuses mit zwei hervorstehenden Noppen ergibt in Kombination mit dem Stativfuß die Möglichkeit das Spektiv auf ebenen Flächen wie Tischplatten, Autodächern, Bänken oder einem auf dem Boden liegenden Buch auch ohne Stativ einzusetzen. Auf glatten Oberflächen kann man dabei sogar fast verwacklungsfreie Schwenks hinlegen!
Das optische System des Spektivs ist sehr gut. Es verschenkt kaum Licht, leistet also zur hohen Transmission des Gesamtsystems seinen Beitrag. Bei Verwendung der ausziehbaren Gegenlichtblende bzw. Taukappe mit Visierhilfe stelle ich in den meisten Beobachtungssituationen kaum Streulicht, das den Bildkontrast reduziert, oder störende Reflexe fest. Die Mittenschärfe ist bei allen von mir verwendeten Okularen sehr gut. Einen störenden Farbfehler kann ich nicht erkennen, allerdings habe ich eine Farbsehschwäche.
Eine ganze Reihe von Detaillösungen bei der Mechanik und Ergonomie meines Exemplars mit der Seriennummer 271... halte ich jedoch für verbesserungswürdig und bin sicher, daß Zeiss diesen Bedarf erkannt, bereits verbessert oder ihn ins Lastenheft für die nächste Spektivgeneration geschrieben hat. Da das Diascope nur auf der Unterseite des Prismengehäuses gummiert ist, hat man fast überall direkten Kontakt zum Metallkörper, was bei tiefen Temperaturen recht unangenehm sein kann, nicht unbedingt zum Schutz des Geräts bei rauen Einsatzbedingungen beiträgt und gerade für die Tierbeobachtung störende Geräusche verursachen kann. Die eigentlich angenehm spielfrei ausziehbare Gegenlichtblende hat leider den Nachteil, daß sie bei nicht besonders vorsichtiger Handhabung mit einem deutlich hörbaren Klacken in den Endlagen anschlägt. Der Okularwechsel ist hakelig, ich benötige zuviel Kraft dafür. Das nervt jedes Mal. Den Wechsel des Vario kann ich oft nicht nur mit der dafür vorgesehenen, dicht am Spektivgehäuse liegenden Rändelring des Okulars bewerkstelligen, sondern verdrehe versehentlich gewaltsam die Vergrößerungseinstellung bis in die Endanschläge. Das tut mir jedes Mal in der Seele weh, dafür ist das Vario bestimmt nicht ausgelegt. Manchmal kommt es auf diese Weise dazu, daß das Vario, oder besser die Vergrößerungeinstellung ’durchdreht’. Der Bildausschnitt ist nach einem Okularwechsel fast immer verstellt, manchmal muß die gesamte Kombination neu ausrichtet werden. Besonders störend ist dies nachts oder bei tiefen Temperaturen, wenn man ohne Sicht und mit klammen Fingern arbeiten muß. Aber ich denke, Zeiss hat das schon verbessert. Bei einem jüngeren Diascope 85 FL ist das Problem nicht mehr ganz so groß. Der Grobtrieb für die Fokussierung ist für meinen Geschmack schon bei sommerlichen Temperaturen zu schwergängig. Wird es kälter, benötige ich viel mehr Kraft und der Trieb läuft ruckelig. Dabei verreiße ich oft das Spektiv. Deshalb benutzte ich meist den Feintrieb, der eigentlich nur bei Kälte, mit klammen Fingern oder Handschuhen, Anlaß zu Verbesserungswünschen gibt. Ich kann gar nicht so genau sagen, ob ein etwas größeres und griffigeres Stellrad, oder eine andere Übersetzung dabei für mich von Vorteil wäre.
Alles in allem werde ich mein Diascope 65 FL wohl so schnell nicht tauschen. Optisch werden es auch die aktuellen Modelle von Kowa, Leica und Swarovski nicht zu leicht auf der Überholspur haben; bei der Verarbeitung, der Mechanik und der Haptik sehe ich allerdings einige Chancen, beim nächsten Modell von Zeiss noch ordentlich nachzulegen und es den Mitbewerbern auch dabei schwer zu machen.


Die Okulare - Zeiss Vario 25,1-8,4 mm (15-45x) und Zeiss Festbrennweite 16,7 mm (23x)

Das Vario-Okular ist etwas für bequeme und vielleicht für auch sparsame Beobachter, die nur eins kaufen wollen. Zu den ersten zähle ich mich auch. Man ist mit ihm als einziges Okular eigentlich für viele Beobachtungssituationen ganz gut ausgerüstet und umgeht damit die beschriebenen Probleme beim Okularwechsel(bei älteren Modellen?). Die optische Qualität meines Exemplars mit der Seriennummer 306... ist sehr gut, wenn man bedenkt, über welchen Vergrößerungsbereich es ausgelegt werden mußte. Im Vergleich zu den Mitbewerbern derselben Alters- und Gewichts-, oder besser Vergrößerungsklasse, hat es in meinen Augen die Nase vorn. Nachteilig kann die fehlende Wasserdichtigkeit sein, wenn man oft in feuchtwarmen Gegenden, Meeresnähe oder einfach bei jedem Wetter draußen unterwegs ist.
Obwohl es im Bezug auf die vergleichbaren Muster der Konkurrenz recht weite Sehfelder zeigt, sind diese mir, insbesondere bei kleinen Vergrößerungen, viel zu eng. Das gilt sowohl für die realen, als auch für die subjektiven Sehwinkel. Die Mitbewerber werden schon wissen, warum sie sich bei den aktuellen Modellen auf 25-50x beschränken und der großen Herausforderung, ein 20-60x zu konstruieren, lieber aus dem Weg gehen. Die geringen Sehwinkel des Zeiss Vario bei kleinen Vergrößerungen fallen mir sowohl bei terrestrischen, als auch bei astronomischen Beobachtung unangenehm auf. Letzteres ist besonders schade, da so ein genussvolles Beobachten ausgedehnter und lichtschwacher Objekte bei den mit den Zeiss-Okularen erzielbaren geringsten Vergrößerungen (15-fach am 65 FL) und größten Austrittspupillen deutlich eingeschränkt wird. Bei höheren Vergrößerungen verbessert sich der subjektive Sehwinkel jedoch spürbar. Da macht das Vario am Boden bei ausreichend Licht und in jedem Fall am Himmel schon mehr Spaß. Mit 45-facher Vergrößerung kann man z.B. am Jupiter oder am Saturn bei gutem Wetter schon einiges erkennen. Bei nächster Gelegenheit werde ich einmal das von Jülich für das Diascope 85 FL angepasste LVW 5 mm am Diascope 65 FL probieren. Diese Kombination sollte etwa 77-fache Vergrößerung bei einer AP von 0,84 mm ergeben. Da müsste doch was gehen...
Aber zurück zu den auf weitem Feld in ca. 300 bis 350 m verteilten Kranichen am sommerlichen Nachmittag bei anfangs lockerer Bewölkung und etwas Sonnenschein, später geschlossener, aber relativ hoher und dünner Wolkendecke. Mit dem Vario war mir bei kleinen Vergrößerungen das Bild zu eng, die Randschärfe ungenügend bzw. das Bild zu stark gewölbt. Wenn ich jedoch schräg und versetzt zur optischen Achse durch das Okular auf den gegenüberliegenden Bildfeldrand schaue, verbessert sich die Randunschärfe für mich spürbar. Das ist ein einfaches Mittel bei stationärer Beobachtung, um das Defizit in Grenzen auszugleichen. Bei hohen Vergrößerungen wurde mir das Bild zu dunkel, der Kontrast litt sichtbar. So machten die Kraniche wenig Freude.
Daher habe ich mich schnell entschlossen, das Zeiss Festbrennweitenokular 16,7 mm zu verwenden, welches am Diascope 65 FL eine 23-fache Vergrößerung liefert. Mir hat es fast die Augen rausgehauen! Eine Offenbarung! Das Bild des Spezialisten mit der Seriennummer 266... ist eindrucksvoll und in allen Aspekten deutlich besser als bei vergleichbarer Vergrößerung im Vario. Zuerst fällt mir das viel größere Sehfeld auf. Sein Durchmesser liegt mit 52 m auf 1000 m etwa 30 Prozent über dem des Vario bei gleicher Vergrößerung(40 m). Das sind ganze 69 Prozent mehr Sehfeld(fläche)! Das Bild, von der Enge befreit, zeigt einen großen Ausschnitt aus der Gruppe der Kraniche, aber auch von der Landschaft um sie herum. Es wirkt so viel natürlicher, gibt die Situation viel besser wieder. Das Bild erscheint mir auch viel heller. Erklärbar ist dies sicherlich durch eine höhere Transmission aufgrund der geringeren Anzahl optischer Elemente und damit auch von Grenzflächen zum einen, zum anderen vielleicht aber auch durch das weitere Sehfeld, welches nun auch ein größeres Stück des Himmels mit einschließt. Die Randschärfe ist für mich deutlich besser. Ich kann das große Sehfeld voll ausnutzen. Der Einblick ist für mich, ich benötige keine Brille, wie auch beim Vario, völlig problemlos. Die einzige Schwäche leistet sich mein Exemplar der Festbrennweite 16,7 mm bei der Materialauswahl oder bei der Verarbeitung. Ein etwas 2 bis 3 Quadratmillimeter großer Partikel geistert durch das Innere der teuren Optik. Dem Aussehen und der Farbe nach, könnte es sich um ein abgelöstes Teil einer Beschichtung oder Lackierung von der Innenwand handeln. Da der Partikel selten im zentralen Teil der optischen Flächen zum Liegen kommt, und somit die Bildqualität meist nicht sichtlich beeinflusst, bin ich bisher in der knappen Freizeit der unangenehmen Beschäftigung mit einer Reklamation bei Zeiss aus dem Weg gegangen, auch wenn ich nach dem Entdecken sofort daran dachte, das Okular zur Reinigung einzuschicken. Es ist schade, dass Zeiss das Model mit 16,7 mm Festbrennweite aus dem Programm genommen hat. In meinen Augen ist es gerade für das Diascope 65 FL hervorragend für viele Anwendungen geeignet, bei denen geringe Vergrößerung ausreicht oder sogar erforderlich ist(atmospärische Störungen), und wenn es auf maximales Sehfeld und Lichtstärke ankommt. Dieses Okular kann ich – bis auf die Verarbeitungsqualität meines Exemplars – uneingeschränkt empfehlen. Bei Interesse kann man allerdings nur noch auf dem Gebrauchtmarkt zuschlagen.
Leider haben in der Vergangenheit meine Zeiss Festbrennweiten aus Bequemlichkeit, aufgrund von Vergrößerungswahn und in der Bestrebung, Gewicht durch die Mitnahme nur eines einzigen Okulars zu minimieren, zulasten des Vario ein Schattendasein geführt. Das ändert sich jedoch gerade gewaltig.


Grüße aus Berlin,
Jan Münzer
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Kraniche im Diascope 65 FL – Teil II: Optische Ausrüstung

Jan Münzer 5764 30. August 2008 00:53

Vorschlag: Vixen LVW 17 mm Okular

Bernd Sommerfeld 1975 30. August 2008 05:55

Re: Vorschlag: Vixen LVW 17 mm Okular

Jan Münzer 1905 30. August 2008 18:51

Re: Kraniche im Diascope 65 FL – Teil II: Optische Ausrüstung

Holger SH 1941 31. August 2008 21:29



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