Hallo Herr Fremerey,
zu Ihren Überlegungen bezüglich "adaptiver Optik": Sie haben Recht, wie ich an anderer Stelle bereits anmerkte.
Zu den Rechtecken vielleicht ein paar Ideen:
Mir ist nicht bekannt, daß die EOS Kameras Bildverarbeitung betreiben, wenn man sie im RAW Modus betreibt. Es sei denn Sie hätten alle Bilder als JPEG mit automatischer Bias-Kompensation o.ä. aufgenommen. Von meiner EOS 400D kann ich solche Effekte jedenfalls definitv nicht bestätigen. Daher vermute ich die Ursache in der Nachverarbeitung.
Die Abbildung Ihrer Aufnahmen ist sehr punktförmig. Ich kenne die Software, die Sie benutzen, nicht im Detail. Ist sie jedoch nur in der Lage, Sterne auf +/-1 Pixel zu positionieren, erklärt dies den Effekt, falls Rotation oder Bildfeldverzeichnung der Optik nicht kompensiert werden und die Zentrierung auf einen einzelnen Leitstern erfolgt. Siehe Ihre Anmerkungen zur unterschiedlichen Drift der Sterne in solchen Bildfeldern. Ein Stern (der verwendete Leitstern) bleibt scharf, die anderen wandern pixelig um dessen Sollposition.
Ich hatte mich früher mal mit einem iterativen Algorithmus beschäftigt, der eine Kreuzkorrelation verfolgte und den ganzen Sternhaufen zur Zentrierung benutzte. Er war in meinem Bildverarbeitungssystem ArgusPro implementiert. Die Ergebnisse sind hier bedeutend besser. Wir haben mit dem Algorithmus sogar hochauflösende Bildverarbeitung betrieben (siehe Literatur).
Alternative wäre der Drizzle Algorithmus. Hier wird im Subpixelbereich Shift& Add betrieben. Genauer gesagt zeichnet Drizzel aus, daß auch Kompensationen von Bildrotation und optischen Verzeichnungen mit berücksichtig werden, soweit diese Effekte gut vermessen werden können. Der Algorithmus wurde vier Jahre nach meinen Publikationen veröffentlich und ursprünglich für die WWFPC des Hubble Teleskops konzipiert. Hier ist die Optik und die Verzeichnung wohl definiert (weil konstant). Die Ergebnisse und praktikable Anwendungen im Amateurbereich sind in einem neueren SuW Artikel ebenfalls gut beschrieben.
Hierzu einige Literaturtipps:
Bauer, T., "Mustererkennung in der Astronomie", SuW Sterne und Weltraum, Vol. 31, 12, p.774-778, 1992
Bauer, T., "Iterative cross-correlation - a self-learning pattern recognition technique for automatic recentering of CCD frames with high positioning accuracy downto very low S/N levels", Astron. Ges. Abstract Series, Vol. 9, p.201, 1993
Bauer, T. and Weghorn, H. and Grebel, E. K. and Bomans D. J., "The young star cluster R64 in the Large Magellanic Cloud resolved with ground-based CCD observations, Astronomy and Astrophysics, v.305, p.135, 1996
A. S. Fruchter and R. N. Hook, "Drizzle: A Method for the Linear Reconstruction of Undersampled Images", Publications of the Astronomical Society of the Pacific, volume 114 (2002), pages 144–152
Die roten Halos scheinen in der Tat Farbfehler + Reflexionen von Farbfehlern zu sein. Wundert mich jedoch, da die EOS Kameras im allgemeinen nicht für nahes Infrarot empfindlich sind. Solch einen Farbfehler traue ich allenfalls einfachen Fraunhofer Achromaten zu.
Viele Grüße
Thilo Bauer
PS: Die genannten Arbeiten sind größtenteils im Internet zugänglich. Verwenden Sie den wissenschaftlichen Ableger "scholar.google.com" für ihre Suche, um die vollständigen PDFs herunter zu laden. Von dem SuW Artikel kann ich Ihnen eine Kopie zusenden, falls es Sie interessiert.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.09.07 15:17.