Lieber Herr Fremerey,
was Sie hier beschreiben ist im Prinzip die Methode des sogenannten
Lucky Imaging. Das mag für kleine Teleskope in der Tat noch recht gut funktionieren. Ich habe nur einige der bisher zu diesem Thema publizierten Arbeiten bislang überflogen. Prinzipiell kann es gelingen ganz brauchbare Aufnahmen zu erstellen, die eine brauchbar verbesserte Auflösung erzielen. Dabei kommt dem Beobachter in der Tat zugute, dass die schärfer abgebildeten Aufnahmen auch ein besseres S/N repräsentieren. Bisher habe ich jedoch nicht gelesen, dass die Grenzgröße in etwa der Grenzgröße bei Langbelichtungen entspräche.
Was meine eigenen Erfahrungen am Hohen List angeht, gab es nur einen von mir dokumentierten Fall, wo dies für wenige Einzelaufnahme in einer ganz besonderen Situation der Witterung gelang einen Doppelstern zu trennen, welcher beugungsbegrenzt abgebildet war. Das Foto hing eine Weile bei uns damals am Aushang am Hohen List. Allgemein muss ich jedoch statistisch festhalten, dass es bei durchschnittlichem Seeing nicht möglich war, aus Tausenden von Bildern über einen Zeitraum mehrerer Jahre und vielen Beobachtungen auch nur eine gute Aufnahme herauszupicken.
Der Grund dafür ist folgender: Der Unterschied zwischen dem Durchmesser der Seeing-Disk bei 2" Seeing und dem Durchmesser eines beugungsbegrenzten Bildes beträgt beim 1m Cassegrain einem Faktor 20. Nun kann man überlegen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Gaußverteilung ist, dass ein Ereignis in dem äußeren Flügel der Wahrscheinlichkeitsverteilung liegt, das dem 20-fachen der Halbwertsbreite entspricht. Das ist ein praktisch unwahrscheinliches Ereignis.
Je größer das Teleskop, um so unwahrscheinlicher ist es also solch beugungsbegrenzte Einzelaufnahmen zu finden.
Was mich daher interessieren würde: Wie viele Aufnahmen weisen Ihre Bildserien auf, für welche Einzelbilder nur ein dominierendes Beugungsmaximum zeigen? Wie groß war das durchschnittliche Seeing?
Viele Grüße
Thilo Bauer