Liebe Forumsteilnehmer,
auch wenn es witterungsbedingt etwas still geworden ist in Herrn Jülichs Forum, die eine oder andere Wolkenlücke wurde dennoch genutzt.
Meine Aufnahme von NGC 6888 ist diesesmal ein besonderes Schmankerl, entstand sie doch - für eine Spiegelreflexkamera (DSLR) ungewöhnlich - mit einem H-alpha Filter. Das Beispiel zeigt, dass man auch mit "bescheidenen" Kameras sehr gute Ergebnisse erhält, will man mit einer DSLR Kamera wagemutig richtige Astronomie betreiben.
Der Filter hat den Vorteil, dass er das Licht der hellen, farbigen Sterne weitgehend unterdrückt und nur das Licht der Wasserstoff Emissionsregionen immerhin mit fast 100% Transmission durchläßt. So ist es kaum verwunderlich, dass der Himmelsuntergrund diesmal bereits durch die Aufnahmetechnik wirkungsvoll unterdrückt wurde. Auf diese Weise konnte bereits mit recht kurzer Belichtungszeit schon einiges mehr an Details herausgearbeitet werden. Die Aufnahme ist ein Komposit aus 9 Einzelbelichtungen mit je 2 Minuten Belichtungszeit. So ist auf dem Bild verglichen mit meiner früheren Aufnahme wesentlich mehr vom Nebel zu sehen. Der Grund: der schwache Nebel ist nun nicht überstrahlt von den umgebenden Sternen.
Die übrigen Aufnahmedaten sind knapp vergleichbar mit meiner früher hier eingestellten Aufnahme - doch die Belichtungszeit dieser neueren H-alpha Belichtung ist sogar halbiert!
Teleskop war wiederum das Vixen VC200L mit Fokalreduktor, Kamera eine umgebaute Canon EOS 40D mit verbesserter Rotempfindlichkeit. Es ist kein gewöhnlicher Astro-Umbau, denn die internen UV und IR Blockfilter wurden nicht ersetzt, sondern komplett entfernt. Viel Spielraum für andere Filterkombinationen, wie sie auch in der professionellen Astronomie Gang und Gäbe sind. Noch teste ich diese Filter, doch erste Resultate machen Lust auf mehr.
Der Nachteil dieser Aufnahmetechnik: Während die Canon EOS mit verhältnismäßig kurzen Belichtungszeiten normalerweise bereits alle drei Farbkanäle aufnimmt, muss man farbige Komposits auf diese Weise nun mit separaten Einzelbelichtungen aufnehmen. Der Vorteil der DSLR - nämlich mit einem Drittel der Belichtungszeit fast dasselbe zu zeigen, wie eine CCD mit Einzelfiltertechnik - ist also dahin. Ein anderer Vorteil schimmert recht subtil daher: Die hellen Umgebungssterne meiner früheren Aufnahme scheinen doch einiges an Bilddefinition zu vernichten.
Meine Absicht ist jedoch eine gänzlich andere: Mit den Filteraufnehmen kann man gezielt Flächenphotometrie an H-II Regionen und planetarischen Nebeln durchführen. So diente die Aufnahme nur als Vergleich (Kalibration) für die Feldforschung an einem anderen Objekt im Rahmen einer Beobachtungskampagne.
Viele Grüße
Thilo Bauer