Vor knapp einem Jahr ersteigerte ich ein Mikroskop auf einer Fundsachenversteigerung. Ich verstand damals absolut nichts von Mikroskopen, aber weil das Mindestgebot bei 35 Euro lag, konnte man nichts falschmachen, ich hab zugeschlagen. Mit Gebühren waren es dann 42,50 Euro und ich war stolzer Besitzer eines Labormikroskopes.
Das Modell ist mindestens 10 Jahre alt. Es verfügt über einen Binotubus, bestückt mit 2 Okularen mit 10x und Sehfeldzahl 18. Die Gummimuscheln waren ab, ich habe mir neue besorgt.
Im Objektivrevolver waren ein Achromat 4/0,10 und ein 40/0,65. Ein Platz war leer, ein Platz war mit einer schwarzen Blende abgedeckt.
Der Kondensor war ein Hellfeldkondensor mit einer Aufnahmevorrichtung für ein Filter und einer Irisblende. Leider war diese zerstört, ein Depp hatte sie von unten eingedellt. leider Totalschaden.
Die eingebaute Beleuchtung war defekt. sonst waren nur Kleinigkeiten zu machen. Ich hatte aber Manschetten, da selber Hand anzulegen und bin zu einem Optiker. Doch die Optiker nehmen solche optischen Geräte nicht an, die Werkstatt kann das nicht. Ich bin dann nach Bonn, hier zur Firma Jülich. Da stand ich mit meinem Mikroskop und wußte keine Antwort auf die Frage, was ich denn so beobachten möchte. Sie haben dann einen Check gemacht und es war halb so schlimm. Es war nur die Lampe durchgebrannt, dann die zwei Gummis und der Kondensor mußte repariert werden. Da kam dann eine neue Irisblende rein und eine Schraube war noch verbogen. Kleinigkeiten. Sie haben mir dann noch ein 10er Objektiv verkauft und das andere Loch haben wir uns für später aufgehoben. Herr Jülich wollte mir unbedingt ein Mikroskopiebuch verkaufen, aber ich hatte schon damals die Idee, meinen Neffen mit diesem Mikroskop lernen zu lassen und bei diesem Lernen zuzusehen.
Der hat dann zuerst ein Planktonnetz gekauft und aus einem kleinen Teich einige Krebse und Kleintiere gefischt. Die saugt man mit einer kleinen Spritze auf und spült sie dann auf einen Objektträger. Da leben sie eine ganze Zeit in einem einzigen tropfen Wasser. Wir haben die Tiere dann unter das Mikroskop gelegt und sehr genau untersucht. Man stellt sofort fest, daß die Tierchen kein Licht mögen, wenn man sie sucht, verschwinden sie immer sofort aus der Helligkeit. Um das Wegschwimmen zu verhindern, gibt es einen Trick, man legt etwas Watte auf das Gläschen und tropft dann den Wassertropfen samt Inhalt auf die Watte, Glasdeckelchen drauf und dann sitzen die Tierchen auf kleinem Raum fest. Man kann in Ruhe jedes Detail untersuchen, die inneren Organe, den Stoffwechsel und den Kreislauf. Wenn man bedenkt, daß man solches Wasser bedenkenlos trinken kann, was man da in einem einzigen Schluck an Lebewesen verschluckt, eine ganz eigene Welt.
Mein Neffe ist auch begeisterter Aquariumsbesitzer. Leider sterben einige Fischsorten sehr schnell und auch hier kann man den Befall untersuchen.
Wir haben dann auch Schimmelpilze untersucht und Pollen im Bienenhonig. Ich weiß natürlich inzwischen, wie man mit dem Mikroskop umgehen muß. Wenn man alles zusammenrechnet, Versteigerung, Reparatur und Objektiv, habe ich 320 Euros gegeben, dafür ist es jetzt aber wieder komplett und gut in Schuß. Man muß nicht studiert haben, um die kleine Welt interessant zu finden. Man braucht aber eine Menge geduld um sich da durchzuarbeiten.
A. Michaelis