Die Stabilitätstest der Firma Jülich erspart den Anfängern aber nicht, die üblichen Fehler zu machen.
Man kauft die Optik, ignoriert völlig, die mitgelieferte Mechanik zu betrachten, bezahlt und erlebt zu Hause die Einführung in die Mechanik, Unterabteilung Schwingungslehre. Die mechanische Qualität ist IKEA-Kunden vertraut, allerdings sind die Auswirkungen schlimmer. Bei jedem Berühren des Fernrohres dauert es mehrere Sekunden, bis das Wunderteil sich wieder beruhigt.
Hier trennen sich die Wege. Der größere Teil stellt seine Optikinvestition in den Keller, der kleinere hält durch. Man beginnt, je nach Vorbildung und Freundeskreis, zu optimieren. Aber optimieren Sie mal Plasik und Spritzguß.
Man reduziert seinen Ärger über den Fehlkauf dadurch, dass man seltener beobachtet. Einige wenige, ich zum Beispiel, gehen dann zum Fachhändler und fragen zum ersten Mal um Rat. So bin ich bei Herrn Jülich gelandet, mein 60 mm Tasco in der Plastiktüte, wurde die Bitte um ein stabileres Stativ geäußert. Die Aufklärung war sehr deutlich, schmeißen Sie den Schrott weg, behalten Sie den Tubus mit dem 18 mm Okular, der Rest ist unbrauchbar. Es folgte der Rat, keine Okulare zu benutzen, die schwimmen könnne, dass heißt, keine Okulare aus Plastik.
Im Geschäft stand eine sehr große Montierung, die Nullnummer einer Miniserie, zum Preis eines gutausgestatteten Kleinwagens. Daneben standen noch weitere Geräte ohne Fernrohr herum, eine einzelne Säule, ein Pyramidenstativ, eine gebrauchte Montierung der Firma Alt. Hier wurde mir klar, es gibt offensichtlich Leute, die diese Montierungen benötigen. Ich begann umzudenken.
Nach intensiver Rücksprache mit meinem Finanzvorstand erwarb ich eine Vixen SP mit stabilem Holzdreibein, Motorantrieb, Polsucher, Gegengewicht. Als Optik enpfahl mir Herr Jülich den Vixen 102 Fraunhofer.
Das ging dann einige Jahre gut. Bei einem Besuch bei den kölner Sternfreunden stolperte ich über einen Zettel, Vixen 200SS mit GP DX Montierung zu verkaufen. Nach langem Handeln erstand ich den Tubus, sowie eine gebrauchte Kleinbildkamera zur Astrofotografie. Der erste Beobachtungsabend scheiterte an fehlenden Gegengewicht. Also wieder nach Bonn zu Optische Geräte. Diesmal wurde ich von einem Mitarbeiter bedient. Als der meine Gerätekombination vernahm, schüttelte er sein junges Haupt, das wird nichts mit dieser Montierung, gab mir aber trotzdem das zusätzliche Gegengewicht, Geschäft ist Geschäft.
Ich habe dann mit dieser Newton auf SP-Kombination niemals fotografiert. Es ging einfach nicht. Ich war wieder in der Anfängerfalle.
Heute habe ich eine DX, erfreue mich an schönen Aufnahmen mit dem 200er Newton und frage erst einmal nach, bevor ich meine Mechanik überfordere.
Mittlerweile bin selbst ich schlauer. Wenn Eurer Händler keine Systemeigenresonance angeben kann, geht woanders hin, wenn die Zahl < 6 hz ist, braucht Ihr nicht über Fotografieren nachzudenken. Wenn er Euch Unsinn erzählt, habt Ihr einen echten Rückgabegrund, wegen Nichteinhalten der zugesicherten Eigenschaften.
Daniel