Du gehst zu einem Kumpel, der die seinen Newton, SC oder MAK vorführen will.
Ihr packt das Teil ins Auto, fahrt raus, baut auf und wartet. Damals war Jupiter angesagt, Bänder, GRF, alles was man mal sehen möchte.
Nach einiger Zeit erster Versuch, zu früh, weiter warten.
Nach einer geschlagenen Stunde, erste Versuche. Der Kumpel ist nicht ganz zufrieden, immer noch leichtes Tubusseeing, sein Scope, ganz klar, kann VIEL mehr zeigen, nur Geduld.
Du wartest jetzt fast 90 Minuten, ausgekühlt ist, aber jetzt muß noch die Kollimation überprüft werden. Geht schnell, kleine Korrektur, jetzt ist alles perfekt.
Ihr hattet genug Zeit, die Vorteile des sonstigen Zubehörs zu besprechen. Du bist wirklich informiert und dann geht es los.
Seeing ist heute nicht so doll, hohe Vergrößerungen lohnen nicht, vielleicht sollen wir mal die Klasse des Scopes am M82 oder so testen.
Okay, Du willst deinen Jupiter, dann bist Du es selber schuld, wenn das Seeing nicht reicht.
Du murmelst etwas von geringerer Vergrößerung, oder Abblenden, oder Dämmglas oder warten. Dein Spiegelfreak ist jetzt richtig angefressen, dir wird klar, Du ruinierst die Freundschaft mit deinen unsittlichen Vorschlägen. Ihr baut ab und fahrt nach Hause.
Auf der Rückfahrt erfährst Du noch nebenbei, dass er letzte Woche mit dem Supertuper XYZ-Weitwinkel Okular, handverlesen, die zweite handsignierte Auflage für Spezialisten, bei 575facher Vergrößerung einen knackscharfen Jupiter beobachtet hat, nur heute, heute hat der Petrus leider nicht mitgespielt.
Du fährst zum Vogelsberg Treffen der Astrofreaks. Tolle Stimmung, klasse, was da so alles aufgebaut ist, man kennt sich, man grüßt sich, man redet schlecht übereinander, man stellt dutzende Scope auf und Du schaust überall einmal durch. Jupiter ist angesagt, zu sehen ist nicht so viel, aber ein tolles Gemeinschaftsgefühl, hallo Wolfi, hallo Ebbi, hallo Randy, klasse das ihr auch da seid, tolle Stimmung hier.
Am Rand steht da so ein langweiliger Typ, der keinen kennt und den keiner kennt. Er tut dir fast leid und du fragst, ob er dich mal durchschauen läßt. Läßt er und hier scheint das mit dem Jupiter irgendwie zu funktionieren. Schönes, ruhiges Bild, keine Hektik, der Typ läßt dich einfach mal durchschauen. Jetzt willst Du wissen, was das für ein Apparat ist. Na sagt der Typ, das ist ein Selbstbauteleskop, das Objektiv ist aus Belgien oder USA oder Russland. Hat immerhin 5" und f18. Siehst Du einen Farbsaum, ehrliche Antwort von Dir nö.
Ihr kommt ins Gespräch, der Typ ist garnicht so übel, er gibt Dir folgenden Hinweis:
Planeten immer ohne Obstruktion, ist besser fürs ( oder hat er gegen gesagt ) Seeing.
Fraunhofer müssen sehr lang sein. Apo's aber auch, wegen der Okularbrennweiten, die Dinger dürfen nicht zu kurz sein.
Spiegel gehen schon, heißen dann Kutter und sind feine Geräte, wenn sie nicht zu groß werden. Kennt jemand mit einem 300er Kutter, der sich mal die Bandscheibe verschoben hat, muß ja nicht sein.
Frage jetzt nicht, was ich mir gekauft habe. Selbstbau ist nicht, wäre bei mir Selbstverstümmelung. Als ein älterer HA150/2250 angeboten wurde, gefaltet nach System Nemec, habe ich zugeschlagen und gleichzeitig die Monti mit erworben. Das mit den Okularen war direkt mit erldigt, es gab ein kleines Kistchen dazu mit Stücker fünf, dazu Filter und allerlei fremdes Zeug.
Habe damit Mars beobachtet. Klar, auch jetzt werden keine Wolken verschoben, aber dieses ganze Theater mit Auskühlen und Justieren und sonstiger Wehwehchen läßt mich verschont. Wenn ich beobachten will, schleppe ich das Teil in den Garten, richte aus und schaue durch. Nach einer halben Stunde denke ich, jetzt ist das Bild etwas besser, aber mehr is nich.
Mein Tipp, irgendwas langbrennweitiges, notfalls gebraucht. Kutter oder langer Refraktor, laß die Finger von dem obstruierten Zeugs, egal, was die Jungs dir erzählen, das fluppt zwar manchmal wohl genausogut, aber meistens eben nicht.
Franz-Josef Severin