Leica und Zeiss müssen heute beweisen, was die Produkte wert sind. Abgesehen von ein paar Sammlern und Nostalgikern gibt der Käufer fürs vergangene Nichts.
Leica war nie nur Made in Germany, die Werke in Portugal und Canada wurden nie schamhaft verschwiegen, ja man war stolz, international Leica-Qualität fertigen zu können.
Gleiches gilt für Leica Mikrosysteme, gleicher Name, völlig getrennte Firma. Produktionsstätten in z.B. Singapore und Shanghei.
Zeiss hatte ebenfalls immer entweder ausländische Zulieferer, bis zum kompletten System oder ausländische Töchter, siehe Zeiss Mexiko, wo die Axiostar plus Stative gefertigt werden.
Es gibt eine bestimmte Art, Qualität in Serie zu fertigen und bis auf sehr wenige Ausnahmen können Sie dies auf der ganzen Welt.
Das die Damen und Herren Warenanpreiser immer häufiger einfache Qualität durch Werbung und Aufmachung zu veredeln suchen, ist nicht neu und die von Ihnen gelobte Firma Eschenbach beherrscht dies aus dem Effeff. Fallen dann aber Anpreisung und Produkt allzuweit auseinander, geht dies auf Dauer schief, zumindest, wenn die Wertigkeit der Produkte für den Käufer real zu erleben ist.
Zurück zur Überschrift.
Ein berühmter Nudelhersteller aus meiner Heimat wurde einmal zu Unrecht in Verbindung mit einem Eiskandal genannt. Daraufhin brachen die Umsätze brutal ein, die Firma mußte in großen Stile Arbeiter entlassen. Die Verantwortlichen im Ländle wurden zu Schadenersatz verurteilt, trotzdem dauerte es Jahre, bis diese gesunde Firma sich davon erholt hat und viele Schäden konnten auch nicht abgegolten werden. Wer seine Arbeit verliert und auf den Schulden seines Hauses sitzenbleibt, wer jahrelang nicht mehr weis, wie es weitergeht, der wird den verfluchen, der durch üble Nachrede das Disaster verursacht hat.
Leica in Solms ( bitte nicht gleichzusetzen mit Leica Mikrosysteme in Bensheim ) geht durch eine schwere Zeit. Dies muß man auf eine Fehleinschätzung des digitalen Kameramarktes zurückführen, genauso wie früher bereits andere Trends im Kamerabau verschlafen wurden.
Hier in diesen meist informativen Foren, geht es um Astrooptik oder Fernoptik und der eine oder andere Leser wird zusätzlich zum eigenen Eindruck noch weitere Meinungen lesen, die seine Kaufentscheidung abrunden.
Eine reisserische Diskussion könnte diese Leser vom Kauf abhalten und damit erst dem Unternehmen den Spielraum nehmen, den es für erfolgreiche Restrukturierungsmaßnahmen braucht.
Andererseits hat man natürlich die wirtschaftliche Situation eines Unternehmens, das auf seine Produkte 30 Jahre Garantie gewährt, zu berücksichtigen, denn ein erheblicher Teil des Kaufpreises steckt ja in diesem Garantieversprechen. Es ist also eine Gratwanderung und wenn es eine Form der angemessenen Diskussion gibt, dann in Foren wie diesem, denn hier wird meistens engagiert an der Sache diskutiert. Ich begrüße ausdrücklich die lange Leine, die Herr Jülich in den Diskussionen zuläßt, meines Wissens werden nicht allzuviele Beiträge gelöscht, aber wenn dies so bleiben soll, liegt ein Teil der Verantwortung bei uns. Denn, wie ich am Beispiel des Nudelherstellers aus Ba-Wü ausgeführt habe, es kann sehr schnell schiefgehen.
Leica existiert weiter, andere Optikfirmen sind in den vergangenen Monaten in die Insolvenz gerutscht, weil das Management nicht entschlossen genug gehandelt hat oder Kauftrends nicht erkannt hat. Wir wissen Alle, daß dies der normale Selektionsprozeß in der Wirtschaft ist, wir wissen aber auch, daß in harten Zeiten wie diesen einige Unternehmen überleben würden, Arbeitsplätze erhalten würden, wenn sie etwas mehr Spielraum hätten, Spielraum, weil Käufer sich am Produkt orientieren und nicht auf gefilterte wirtschaftliche Informationen. Gefiltert in dem Sinne, als die Masse von den Schwierigkeiten in Solms lesen konnte, während gleichzeitig weitere 3 Optikhersteller, die in diesen Foren hier selten erwähnt werden, vor dem Aus stehen oder bereits in der Insolvenz sind. Das war dem durchschnittlichen Kaufinteressenten so sicher nicht bekannt, Leica wurde so betrachtet benachteiligt.
Zum Abschluß und zur Abrundung.
Die Probleme mit dem Duovid, über die hier völlig zu Recht berichtet wurde, wurden auf Befragung von einem großen stuttgarter Händler rundwegs abgestritten. Mein Hinweis darauf, dies bei Herrn Jülich gelesen zu haben, veränderte schlagartig die Diskussion, denn auf einmal hatte er von Einzelfällen gehört. Man unterschätze daher nie die Reichweite einer geschriebenen negativen Äußerung.
Carl Heinz Bach