Mal etwas zur Kompensation von Bildfeldwölbung bei "jungen Augen":
auch junge Augen, bei denen die Akkomodationsfähigkeit noch ausgezeichnet ist, dürften bei der Beobachtung mit Ferngläsern mit merklicher Bildfeldwölbung Probleme haben. Abgesehen davon, dass auch hier das Auge bei abwechsender Fixierung von mittigen und randnahen Objekten anstrengende Arbeit leisten muss, so wird in diesem Fall doch nur das dauernde Drehen am Fokus erspart. Da die "Tiefenschärfe" des Auges aber nicht altersgebunden ist und nichts direkt mit der Akkomodationsfähigkeit zu tun hat, sieht auch der junge Beobachter nie das ganze Bildfeld in einem Glas mit Bildfeldwölbung gleichzeitig (!) scharf. Schaut er üblicherweise in die Mitte und fokussiert dementsprechend auch sein Auge, dann nimmt er ja trotzdem den unscharfen Randbereich wahr, was durchaus unangenehm sein kann. Das Bild erinnert dann im Extremfall an diese "Effektfotos", bei denen während der Belichtung die Brennweite des Zoomobjektivs verändert wird. Das gibt dann dem Foto einen gewissen dynamischen Kick, der aber im Fernglas nicht so gut kommt...
Schaut der junge Mensch dann auf den Randbereich, dann kann sein Auge zwar hier ggf. selbstständig scharf fokussieren, ohne das er am Fokusrad des Fernglases drehen muss, aber nun nimmt er wiederum die Mitte des Fernglasgesichtsfeldes (das nunmehr im mittleren Randbereich seiner Netzhaut liegt) unscharf wahr.
Sicher fällt einem älteren Menschen eine Bildfeldwölbung eher auf, da er ggf. dauernd nachfokussieren müsste, wenn er an den Rand des Fernglasgesichtsfeldes schaut. Auch fällt eine geringe Bildfeldwölbung vielleicht jungen Menschen nicht so schnell auf, da zumindest bei grossen Fernglas-Bildfeldern die Randbereiche bei mittigem Durchsehen bereits auf Areale der Netzhaut fallen, die bereits ausserhalb der Stelle des schärfsten Sehens liegen. Da diese Areale der Netzhaut eh' kein scharfes Bild mehr erzeugen können, fällt die Randunschärfe in diesem Fall vielleicht nicht mehr auf.
Ich will damit folgendes sagen:
ein junges Auge kann demnach bei freihändiger Beobachting nur begrenzt eine Bildfeldwölbung kompensieren: Damit ist es jedoch spätestens vorbei, wenn die Bildfeldwölbung so gross wird, dass bei mittigem Durchschauen die Randunschärfe des Glases so gross wird, dass sie nicht mehr durch die verminderte Wahrnehmung der unschärfer abbildenden seitlichen Bereichen der Netzhaut überdeckt wird. Ein wirklich schönes ästhetisches Bild kann ein solches Glass dann keinem noch so guten Auge mehr liefern.
Thomas Becker