Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Ursachen der Dämmerungsleistung

Juelich-Logo

 
Impressum
 
Forumregeln
 
Lupen
Mikroskope
Schulung
Messtische
Mess-Software
Mikroskopierdienst
Mikroskopservice
Sonderanfertigungen
 
Ferngläser
Spektive
Teleskope
Globen
 
Sonderposten
Veranstaltungen
Forum
Testberichte
 
AGB
Impressum
Haftungsauschluss
Datenschutzerklärung
Kontakt

 

25. Juli 2004 20:05
Hallo Herr Wehr und Herr Gutzeit,

Ihr Erklärungsansatz für die hohe Leistungsfähigkeit eines sogenannten Dämmerungsglases am Beispiel Zeiss geht, in die Richtung, dass die Transmissionsleistung mittels spezieller Vergütung eines solchen Fernglases für den bläulichen Bereich gezielt optimiert würde. Die Bedeutung des bläulichen Anteils des Spektrums für das Dämmerungssehen soll, wenn ich Sie, Herr Wehr richtig verstanden habe, darauf zurückgehen, dass das Spektrum in der Dämmerung sich durch einen hohen Streulichtanteil an Blau ohne Rot auszeichnet. Ein anderer Erklärungsansatz wurde kürzlich bei einer ähnlichen Diskussion auf astronomie.de geliefert. Danach würde die Transmission von Dämmerungsgläsern gezielt für den Bereich um 515 nm optimiert, weil die für das Hell-Dunkel-Sehen verantwortlichen Sehzellen des Auges, die Stäbchen, hier ihr Empfindlichkeitsmaximum hätten.

Beide Erklärungsansätze scheinen mir im Widerspruch zu einer im Internet unter folgender Adresse im Internet als pdf-Datei verfügbaren Arbeit des Niederländers G. van Ginkel zu stehen: www.vogelbescherming.nl/documents/Telescoop%20test%202003.pdf

Dieser Testbericht ist zwar in niederländischer Sprache verfasst. Auf ihren letzten beiden Seiten finden sich aber sprachunabhängig gut lesbare Tabellen und Diagramme über die Lichttransmission verschiedener aktueller Spektivmodelle der Hersteller Zeiss, Swarovski, Leica, Optolyth und Meopta. Ich möchte die Arbeit als solche nicht bewerten, gehe aber davon aus, dass die Messergebnisse für Transmission korrekt wiedergegeben wurden. Ich kenne die Spektive und Ferngläser der Victory Reihe von Zeiss gut genug um sagen zu können, dass die Vergütung der Optik von Ferngläsern und Spektiven der Fa. Zeiss sehr ähnlich ist. Sowohl Ferngläser als auch Spektive, insbesondere das 85er Diascope sind beispielsweise ausgesprochen leistungsfähig in der Dämmerung. Die von Herrn Wehr angesprochenen „Rest-Reflexionsbilder“ auf den Linsen haben die gleiche blau-violette Farbe. Das Bild hat jeweils eine warme, gelbgrünliche Tönung. Sowohl Victory Ferngläser als auch Diascope Spektive zeigen die – verglichen z.B. mit Leica Apo Spektiven oder Trinovid Ferngläsern - gleiche Schwäche bei der Wiedergabe von Hochkontrastmotiven: blau violette Farbsäume im Randbereich des Sehfeldes. Für eine Vergleichbarkeit der Optik von Zeiss Ferngläsern und Spektiven spricht auch die Darstellung in der von Zeiss 2002 herausgegebenen Broschüre „Ferngläser und Zielfernrohre für die waidgerechte Jagd“, S. 31. Dort wird zwar etwas grob aber doch eine erkennbar ähnlich verlaufende Transmissionskurve für Victory Ferngläser wie jene für die Spektive bei Ginkel abgebildet. Unabhängig hiervon würde mich interessieren, ob einer der Leser hier weiß, ob und ggf. wo Transmissionsdiagramme oder -tabellen der Victory Ferngläser vorliegen. Nehmen wir unter folgender Voraussetzung also einmal an, dass die Transmissionsdiagramme der Victory Ferngläser denjenigen der Spektive vergleichbar sind:

Rot (Sichtbarkeitsgrenze) = 700 nm
Rot = 650 nm
Orange = 600 nm
Gelb = 580 nm
Grün = 550 nm
Cyan = 500 nm
Blau = 450 nm
Violett (Sichtbarkeitsgrenze) = 400 nm

Man stellt dann fest, dass das Transmissionsmaximum dieser Optiken keineswegs im Bereich Blau liegt, sondern sozusagen im Gegenteil im Bereich 540 bis 620 nm, also für den Bereich Grün bis Orange. Der Gipfelpunkt der Transmissionskurve liegt dabei bei etwa 600 nm, also orange. Orange ist die Komplemtärfarbe von Blau. Schon die Farbe der Vergütung bei den Ferngläsern und Spektiven deutet darauf hin, dass hier keine Optimierung für den Bereich Blau stattgefunden hat, weil diese einen bläulichen Farbton aufweist. Somit wird genau das Licht dieser Farbe und Wellenlänge eben weniger gut hindurchgelassen und vielmehr erkennbar reflektiert.

Die Erklärung für die nachweisbar hohe Leistung dieser Optiken bei Dämmerung muss also eine andere sein. Lassen Sie mich einmal einen Versuch wagen. Ich knüpfe an die Bemerkungen von Herrn Gutzeit zum Thema Kontrast an. In der Schwarzweißfotografie verwendet man Orangefarbfilter für die Kontrastverstärkung der anderen Farben, wobei Blau als Komplentärfarbe absorbiert wird sowie zur Verminderung von Dunst bei Fernaufnahmen. Ich vermute, dass wir es bei den hier diskutierten sogenannten dämmerungsstarken Ferngläsern zwar mit abgeschwächten aber im Grunde vergleichbaren optischen Effekten zu tun haben. Wie Herr Wehr richtig schreibt, wird Blau in der Dämmerung verhältnismäßig stark gestreut und steht deshalb als Beleuchtungsfarbe ohnehin weniger zur Verfügung. Indem das Bild bei diesen Dämmerungsspezialisten von Farben (Orange-rot) dominiert wird, die dem in der Dämmerung und Dunkelheit empfindlichsten Bereich des menschlichen Auges innerhalb des Spektrums (blaugrün) entgegengesetzt ist, wird ein Maximum an Kontrast erzielt. Dadurch erhöht sich die Sichtbarkeit von betrachteten Objekten bei Dämmerung.

Die Transmissionsdiagramme erklären übrigens noch weitere Merkmale der hier angesprochenen Zeiss Optiken. Sie zeichnen sich durch eine auch am Tage überragende Bildhelligkeit aus. Der Gelb-orange Spektralbereich wird von unserem Farbverarbeitungssystem als heller empfunden als andere Farben. Leider ist es aber möglicherweise eben dieser Effekt (Ãœberstrahlen?), der zumindest beim Zeiss Diascope zu einem – z.B. verglichen mit einem Leica Televid - gewissen Kontrastverlust beim Beobachten am Tage bei Helligkeit führt.

Mir ist beim Betrachten des Transmissionsdiagramms des Zeiss Diascope 85 noch etwas weiteres aufgefallen. Es gleicht in auffäliger Weise einem Diagramm der Energieverteilung der verschiedenen Spektralbereiche des Lichts am Tage nach K. Nassau, Physics and Chemistry of Color, 1983 welches z.B. abgedruckt ist in „Colour“, Eyncyclopaedia Britannica, Bd. 16, S. 597, 1993. Aber belassen wir es erst einmal hierbei. Das Thema ist schon kompliziert genug.

Viele Grüße

Stephen Green

Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Erich Weidenfeld 11304 22. November 2003 11:54

Re: Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Ewald Kopf 3535 30. Juni 2004 11:58

Re: Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Erich Weidenfeld 3419 03. Juli 2004 11:09

Re: Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Peter Schönberg 3825 03. Juli 2004 07:54

Re: Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Walter Wehr 3406 19. Juli 2004 15:47

Re: Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Gutzeit 3356 19. Juli 2004 19:31

Re: Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Ewald Kundt 3101 21. Juli 2004 05:42

Re: Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Gutzeit 3219 23. Juli 2004 13:36

Re: Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Stephen Green 3133 23. Juli 2004 15:05

Re: Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Walter Wehr 3190 23. Juli 2004 16:37

Re: Photonensauger Zeiss Victory 8 x 56

Gutzeit 3232 24. Juli 2004 12:15

Ursachen der Dämmerungsleistung

Stephen Green 4975 25. Juli 2004 20:05

Re: Ursachen der Dämmerungsleistung

Walter Wehr 3706 26. Juli 2004 16:31

Re: Ursachen der Dämmerungsleistung

Stephen Green 3942 27. Juli 2004 18:51

Re: Ursachen der Dämmerungsleistung

Walter Wehr 3348 27. Juli 2004 23:24



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen