Hallo Christoph,
Danke.
Wenn Sie im Herbst einsteigen wollen, vielleicht wäre dann das Projekt Bubble Nebel etwas? Siehe Forum "Astrophotografie".
Zur Obstruktion einige Worte:
Jupiter steht im Moment zu tief. Daran wird kein Refraktor dieser Welt etwas bessern können. Wenn mir danach ist, dann werfe ich nur mal einen Blick durch das 80er Leitrohr. Da habe ich den direkten Vergleich und sehe, daß ich Äpfel mit Birnen, wenn nicht sogar Bananen vergleiche. Der Unterschied fällt womöglich krass ins Auge, aber wenn wir die Gründe ausrollen, ist da nicht die Obstruktion schuld, eher die Klimakatastrophe, die heuer wieder irgendein hundertjähriges Ereignis feiert, um zu zeigen, daß es eigentlich nur mit unserem Denken und Schreiben bergab geht. :-)
Ein bezahlbarer Refraktor (100mm Öffnung) operiert in einem Bereich, wo Seeing und beugungsbegrenzt annähernd das Gleiche sind. Hier zählt womöglich tatsächlich noch der zarte Kontrast im zweiten oder dritten Beugungsring, und die automatisch ruhiger erscheinende Luft mit so kleinen Öffnungen. Ab 20cm Öffnung reden wir jedoch über eine völlig andere Welt. Hier fängt der Vergleich und das Gerede über Obstruktion an zu hinken, weil es nur noch auf dem Datenblatt des Herstellers Sinn macht. Ab 1m wissen wir aus der skurillen Geschichte des Teleskopbaus, daß kein Licht mehr an den Fangspiegeln vorbei führt, weil Linsen den totalen Durchhänger bekommen.
Hinzukommen subjektive Eindrücke und Kontrastsituationen beim visuellen Beobachten, die schon Unterschiede erkennen lassen können. Am ehesten jedoch bei der Vergütung und Transmission von Glaslinsen. Einen Doppelstern erkenne ich meist mit und ohne Obstruktion. Ein solcher mit 1" Weite kann in einem Celestron 14 oder Meade 11" bereits aus ganz anderen Gründen Probleme machen. Das ist jedoch weniger durch die Obstruktion begründet. Denn der dritte Beugungsring läge bereits innerhalb der Seeinggrenze. Wenn ich zudem zum falschen Okular greife, ist Jupiter so hell, daß ich keine Aussage mehr über den Kontrast treffen kann. Aha, soso.
Daran kann es also nicht liegen. Kutter erfand natürlich den Schiefspiegler. Doch wenn ich auch noch an der Montierung herumkrittele, über ein zartes Berlebach für einen 30er Kutter nachdenke, dann ... ist das ein No Go. Obstruktion hin oder her. Anekdoten zufolge soll es Observatorien geben, an denen Alkoholverbot herrscht, weil ein unbeherrschter Astronom irgendetwas auf den Spiegel warf oder gar darauf schoß. Überspitzt formuliert: Sehen wir deswegen keine Sterne mehr, weil unser Spiegel ein Loch hat? Die meisten Groß-Optiken tragen dort über die Jahre sogar dicke Staubschichten. Auf La Silla konnte ich am 3.6m Teleskop sogar die Laufspuren von Insekten darin finden. Ein verstaubter Refraktor mit einem billigen oder dejustierten Okular womöglich alles noch ohne Vergütung bringt mir nun nachweislich überhaupt nichts, selbst wenn er die absolut beste Obstruktion besitzt. Weil er so viel Streulicht produziert, wie der Mond bei Cirrusbewölkung. Zudem kommt die beste Vergütung nur bis auf ein paar Prozent an den Idealwert heran, bei dem ich kein Streulicht durch Doppel- und Geisterbilder an den vielen Linsenflächen finde. Wieso diskutieren wir dann bis zum Sanktnimmerleinstag um Obstruktion, wenn das gewöhnliche Streulicht schon mehr ausmacht, als die Verschiebung der Intensitäten in den Beugungsringen, die ich ab 20cm Öffnung ohnehin bei dem Seeing nur noch in Ausnahmesituationen mit Bruchteilen von Sekunden sehe? Dass die Obstruktion mit weniger Glasflächen schlimmeren Einflus auf den Kontrast nimmt, als das Streulicht und die Abbildungsfehler vieler Glasflächen, sehe ich nicht. Eher friert die Hölle zu. :-)
Ergo, was soll ich mir ab 8" Öffnung Gedanken über Obstruktion machen? Es ist eine Diskussion mit rein akademischem Nutzen.
Gruß
Thilo Bauer
8-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.09.07 18:56.